Heinz-Walter Hoetter

Mein Leben mit mir

Kurze Einführung

 

Nonsensgeschichten sind gar nicht so einfach zu schreiben. Als Nonsens oder Nonsensdichtung wird ein literarisches Genre bezeichnet, das in verschiedenen Formen vorliegen kann.

 

Nonsenstexte kümmern sich nicht um Regeln der Sprache oder um logische Tatsachen und erscheinen daher absurd. Sie spielen mit Paradoxa bzw. mit sinnlosen Vergleichen. Nonsens soll auf jeden Fall lustige Unterhaltung sein und erzeugt oft eine überraschende Wirkung bei Leserinnen und Lesern, die Nonsens lieben.

 

Hier ist wieder einmal so eine Nonsensgeschichte von mir.

 

 

***

 

Mein Leben mit mir

 

 

Es war einmal vor langer, langer Zeit, die eigentlich gar nicht so weit zurück liegt, da war ich wirklich total blöd im Kopf, obwohl ich eigentlich damals ja noch jung und unschuldig im Schritt war.

 

Das Leben war verdammt schön und ich konnte mit Bäumen sprechen, die in unserem Garten frei herumliefen.

 

Als ich dann endlich aufs Brettergymasium kam, nachdem ich jedes Jahr mindestens einmal sitzen geblieben bin, schlugen mich immer fette schwarze und weiße Kinder in der Schulpause. Die waren richtig nett zu mir. Warum, das wusste ich eigentlich nicht so genau. Lag' es vielleicht daran, dass ich im Gesicht aussah wie gequirlte Scheiße?

 

Aus dem Grunde ging ich auch immer verklemmt ins Bett und holte mir aus Verzweifelung dann einen runter, weil meine Mutter die Äpfel stets ganz weit oben im letzten Regal des Schrankes versteckte. Ich warf den herunter geholten Apfel dann immer in unseren Garten, damit die Bäume mit ihm Fußball spielen konnten.

 

Manchmal nehme ich auch einen Affen mit ins Bett. Dann lege ich mich immer quer hinein. Das mag der Affe nicht und bewirft mich aus Ärger mit Bananen, die er bei unserem Gemüsehändler Ali Gülltürk heimlich geklaut hat. Scheiß Affe aber auch.

 

Ich stehe voll auf Elefanten, diese massigen Philantropen, die mir aus der Hand fressen und gar nicht wissen, was sie da von mir bekommen, nämlich Hämorrhoiden, vermischt mit Popcorn.

 

Gestern war ich übrigens an unserem Badesee, weil die Sonne von tiefliegenden Wolken verdeckt war. Ich gehe trotzdem nicht ins Wasser, das zwar total sauber, klar und verdreckt, aber zum Trinken ungenießbar ist. Ich kriege nämlich immer Pickel und Pusteln von diesem flüssigen Zeugs, das nach Gülle stinkt.

 

Meine Urgroßmutter lebt auch noch. Sie strickt gerade für unsere Hühner warme Wollsocken für den kommenden Winter. Dafür ist diese alte Schabracke noch gut. Ansonsten hat sie keinen Wert mehr. Aber so ist das Leben nun einmal. Lieber alt als kalt.

 

Als ich gestern an der Bushaltestelle stand, da standen wieder einmal meine Freunde, die mir alle nacheinander ein paar Ohrfeigen gegeben haben. Mann, haben die geschmeckt. Und süß waren die! Echt klasse. Ich konnte gar nicht genug von ihnen bekommen.

 

Am Ende tranken wir noch aus Freundschaft eine Flasche Schnaps leer. Das meiste davon habe ich gesoffen und bin anschließend umgekippt wie ein nasser Sack Mehl.

 

Die Wasserschutzpolizei hat mich unter einer Mülltonne gefunden, wo ich meinen Rausch ungefähr eine Woche lang ausgeschlafen habe, um mich schließlich meinen Eltern zu überstellen.

 

Mein Vater meint immer, dass ich ein krankes Experiment gewesen bin. Manchmal sagt er solche schönen Sachen, wie: „Ich hätte dich lieber in eine Hecke spritzen sollen, dann wärst du vielleicht besseres Unkraut geworden.“

 

Mein Alter ist immer sehr lieb zu mir. Meine Mutter übrigens auch, die mich mindestens einmal pro Woche mit einem Klöpper verhaut, weils ihr Spaß macht, sagt sie jedenfalls immer danach.

 

Die ganze Sache steigt mir aber mittlerweile langsam über den Kopf. Ich habe mir deshalb eine Laboratorium zugelegt und Astrophysik studiert. Natürlich heimlich, das ist doch klar. Ich mixe mir jetzt mein eigenens Sonnensystem zusammen mit nur einem Planeten, auf dem ich dann ganz alleine hausen werde.

 

Ach was. Der Kosmos interessiert mich gar nicht. Auch nicht die Relativitätstrilogie von Adolf Einstein.

 

Es geht mir nur um meinen Griesbrei mit Heidelbeermarmelade, womit ich jetzt zum Ende meiner wahren Geschichte angekommen bin.

 

Ich liebe alle aufrecht gehenden Affen!

 

 

ENDE

 

(c)Heinz-Walter Hoetter

 

 

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