Andreas Rüdig

Der Teufelspakt

Ein Teufelspakt  ist ein Handelsbündnis zwischen dem Teufel und einem Menschen. Dabei wird dem Teufel eine menschliche Seele gegen Reichtum, Macht, Talent, magische Kräfte oder ähnliche Gaben versprochen. .

Im Zuge der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung wurde der aus biblischen und anderen Quellen hergeleitete Pakt mit dem Teufel (bzw. mit Dämonen, insbesondere als Inkubus bzw. Sukkubus) gemäß der damaligen christlichen Dämonologie („Hexenlehre“) als Ursprung der Kräfte einer Hexe angesehen. Das Bündnis mit dem Teufel kann sowohl ausführlich mit allen Feierlichkeiten oder auch nur durch eine einfache Abmachung geschlossen werden. Bei einem Pakt handelt es sich um eine Bindung für lange Zeit, dies beinhaltet, sich ein Wesen durch Versprechen dienstbar zu machen und dafür im Jenseits – also nach dem Ableben – für dieses zu arbeiten. Dafür dient der Geist dem Magier für gewisse Zeit. Nach seinem Ableben geht der Magier in die Sphäre des Geistes ein, um dort seine Verpflichtungen abzuleisten. Oft ist die Gegenleistung eine Art Geschenk für Anhängerschaft.

Im übertragenen Sinn wird auch dann von einem Teufelspakt gesprochen, wenn ein Mensch zur Erreichung eines Ziels auf Bündnisse mit Menschen oder Mächten eingeht, die seinem Ziel und seinen Idealen eigentlich entgegenstehen.


(Brief an einen verstorbenen Vater)

Lieber Vater,

gegrüßt seist du, heute, im Reich des Hades lebend.

Oh, meine Papa, du bist ein wunderbarer Mensch. So heißt es in einem Alten, immer noch beliebten deutschsprachigen Schlager. Folgt man der Volksweisheit, soll man über Tote nicht schlecht reden ("nihil nise bene" wußten schon die alten Römer). Folgt man der christlichen Bibel, soll man zwar Vater und Mutter ehren.

Ich muß aber trotzdem gestehen, daß ich total unzufrieden mit Dir bin. Zu Lebzeiten warst Du nichts als alt, häßlich und faul. Nicht, daß Du Mama geschlagen hättest - nein, das kann ich nun wirklich nicht sagen. Sie hast Du inbrünstig geliebt, mich, die Frucht Deiner Lenden, dafür umso mehr vernachlässigt. Hast Du mir jemals etwas beigebracht? Oder mir bei den Schulaufgaben geholfen? Oder mir beigestanden, als ich Liebeskummer hatte? Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern. Von daher habe ich mich entschlossen, mich von Dir scheiden zu lassen und mich mit einem besseren, vernünftigeren Vater zusammenzutun.

(Zwischenteil)

Denk´ ich an meinen Vater,
bekomm´ ich einen Kater
er war ein schlechter Mensch, mein Erzeuger
EIn Mich-nie-über-das-Knie-Beuger
ich hatte keine andere Wahl:
ich nur mit der Mutttter prahl.

(Zeitungsbericht, einige Zeit später)

Der Gerichtsprozeß Müller vs. Müller ist wie zu erwarten ausgegangen. Kinder können sich nicht durch ein Gerichtsurteil von beiden Eltern oder auch nur einem Elternteil scheiden lassen. Einziger Ausweg der Trennung: die Adoption...


(die nächste Szene: hörspielartig)

(wie bei dem Autoren dieses Textes so üblich sind die Namen so fiktiv wie die Handlung, und vor allem: ungewöhnlich)

(klopf, klopf, klopfendes Geräusch, an der Wohnzimmertür begehrt jemand Einlaß=)

Ja, Dagobert, mein getreuer Butler?

Herr Engelbert, mein gestrenter Herr, Ihr untertänigster Untertan meldet: Ein Besucher bittet um Einlaß und Gehör.

So? Wer ist es? Kenne ich ihn?

Nein, ich glaube nicht, edler Gebieter. Der Besucher nennt sich Graf von Satanas .- Reichsfürst von Hades.

Wie sieht er aus?

Wie der der Herrscher der brennenden Unterwelt eben so aussieht. Rötliches Gesicht, schwarzes, glänzendes Haar, die Hörner gut kaschiert. Elegant gekleidet, Smoking, sonderbare Schuhe, als ob der Herr Klumpfüße hätte.

Hmmm. Ich weiß nicht - ich glaube nicht, daß ich ihn kenne. Aber gut - ich lasse bitten.

(es sind Schritte zu hören, die Zimmertür schließt sich leise)

Gestatten: Satan der Teufel, mein Name.

Was kann ich für Sie tun, mein Herr?

SIe hatten nach mir gerufen.

Ich - ? Das wüßte ich aber. Raus hier, Sie Schwindler!

Nicht so hastig, liebster Gastgeber.. Ich habe hier Ihren Brief an Ihren verstorbenen Herrn Vater ...

                                                                                                                               (der Gastgeber: Oha. Obacht ist geboten. Wie kommt er denn daran?)

                                                                                                                                                                                                                                     sehe Ihre Seelenqual und möchte Ihnen daher ein Angebot machen, das Sie nicht ausschlagen können.

                                 (der Gastgeber in Gedanken: Welche Hinterlist kommt jetzt?) Und das wäre?

Ihre Seele für einen anderen, besseren Vater. Hier ist der Vertrag. Unterschreiben Sie, mein Herr. (Das Kratzen einer Feder ist zu hören.) Danke schön, mein Herr.

(Dankschreiben von Engelbert)

Ja, mein Herr und Gebieter, es hat funktioniert. Wendelin ist zwar nicht mein leiblicher Erzeuger, aber zu meinem sozialen Vater geworden. Er kümmert sich um mich, fördert mich, hat mich seine Tochter ehelichen lassen. Ich werde seine Firma sowie seine gesellschaftlichen Funktionen übernehmen, sobald der alte Herr ablebt.

Hurra, endlich habe ich es in Lebzeiten zu etwas gebracht, etwas geschaffen, wenn auch nicht aus eigener Kraft, mit Hilfe, und sei es auch nur zum Preis meiner Seele.

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