Christian Berg

Fazit eines Lebens

Was ist geblieben, wenn man auf sein Leben zurückblickt? Eine Ansammlung von Momentaufnahmen, die sich mehr oder weniger tief ins Gedächtnis eingeprägt haben.

Wenn man auf sein Leben zurückblickt, wie sollte das Fazit im besten Fall aussehen? Wann kann man von einem "erfüllten" oder von einem "glücklichen" Leben sprechen?

Der Eindruck eines glücklichen Lebens entsteht vermutlich dann, wenn es möglichst viele und möglichst einprägsame Momentaufnahmen gibt.

Wenn ich mich an all die Plätze, all die Länder, die ich besucht habe, an all die Konzerte, die ich gesehen oder selbst gegeben habe, all die Tanzflächen, auf denen ich tanzte, all die Parties, die ich erlebte, all die Gerichte, die ich verspeiste, all die romantischen und erotischen Stunden, die ich hatte, all die Abenteuer, die ich erlebt habe, erinnere, dann ist meine Erinnerung sehr stark verblasst. Sicherlich habe ich eine immens große Ansammlung von Momentaufnahmen. Doch diese sind nunmehr schwach, fast nichts hat sich tief ins Gedächtnis gebrannt.

Und natürlich kann ich für ein Fazit meines Lebens schon gar nicht die riesige Zeit berücksichtigen, die ich für irgendwelchen Mist verplempert habe, wie In-der-Schlange-Stehen und Warten vor allen möglichen Ämtern, Pacman am Computer spielen und Arbeiten. Wobei mir das Arbeiten natürlich erst einige schöne Momente außerhalb der Arbeit ermöglicht hat.

Was also ist geblieben? Tief eingeprägt haben sich lediglich weniger als ein Dutzend Situationen: Als Kleinkind den Abhang an einem Bach herunter zu rollen und furchtbare Angst zu haben, als Kind im "Apfelhof" von den anderen Jungs angepinkelt werden, mein erster Schultag und der Geruch meiner Leder-Schultasche, einige Erfahrungen mit Drogen, mit J. mit dem Fahrrad vom Zeichenkurs nach Hause fahren, die Geburt meines ersten Kindes, die erste Begegnung mit M. am Hafen von O., M. voller Angst in meinen Armen während des Super-Taifuns "Yolanda", der Tag am Lake Kasudsuran mit J. ....

Ist das schon ausreichend, um von einem glücklichen Leben zu sprechen?

Ich sage, dass es das ist. Für mich ist es vor allen Dingen diese große Zahl von wenig einprägsamen Momenten, die für mich das Fazit "glücklich" ergeben. Sie ergeben zumindest ein sehr gutes allgemeines Grundgefühl, das die Basis meines Fazits ist. Die kleine Menge von tief eingeprägten Situationen ist dann gar nicht mehr so wichtig.

Sicherlich sollten wir immer danach streben, möglichst viele einprägsame Momente zu erleben. Doch da dies nicht planbar und schwer zu realisieren ist, sollten wir versuchen, zumindest viele wenig einprägsame Situationen zu erleben ...


 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.02.2024. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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