Eine Gestalt steht zitternd
in einer Ecke, es ist ein Mann. Nur mit einem Schlafanzug bekleidet und mit
nackten Füßen steht er da, die Arme um seinen Körper gelegt und guckt ängstlich
nach allen Seiten. Er weiß nicht, wie er hier her gekommen ist, es sieht aus
wie ein altes Schloss, viele lange dunkle Gänge, breite geschwungen Treppen und
überall große Türen.
Da, schon wieder sieht er
einen dunklen Schatten den Gang lang huschen und eiskalte Luft weht ihm ins
Gesicht.
Sein Zittern verstärkt sich, er
zittert nicht vor Kälte, sondern vor Angst. Er weiß, das er abends in sein Bett
gegangen ist und ein wenig gelesen hat, dann hat er das Licht ausgemacht und
ist eingeschlafen.
Mitten in der Nacht ist er
aufgewacht und war hier an diesem Ort.
Er muss was unternehmen, kann
hier nicht stehen bleiben, das weiß er. Vorsichtig, um kein Geräusch zu machen,
geht er den Gang entlang.
Zwischendurch kneift er sich
und es tut weh. Also schlafe ich nicht, denkt er bei sich. Ein fernes
Weinen dringt durch die Gänge, ab und zu ist auch ein tiefes Lachen zu hören.
Wo bin ich, denkt er und guckt sich vorsichtig um, soviel Angst habe ich ja
lange nicht mehr gehabt. Auf einmal tippt ihm jemand auf die Schulter, er
schrickt zusammen, ihm wird eiskalt und seine Knie werden butterweich. Scheiße,
jetzt passiert es, denkt er bei sich und dreht sich langsam um. Vor ihm steht
noch ein Mann, im Schlafanzug und auch barfuss, er zittert genauso wie er
selber. „Sag mal, bist du echt ?“: fragt er leise. „Ja, klar und wie, sieht du
nicht, wie ich zittere ?“: antwortet er.
„Gut“, sagt der andere, „hast
du eine Ahnung, wo wir hier sind und was das alles soll ?“. „Nein, habe ich
nicht, bin bloß abends ins Bett gegangen, eingeschlafen und schon war ich
hier“. „Ich auch“ rief der zweite Mann. Plötzlich drang ein Schrei durch die
Luft und darauf folgte ein tiefes Knurren. Der Schrei ging in ein Röcheln über
und verstummte, nur ein leises Schmatzen war noch zu hören. „Jetzt sind wir am
Arsch“ flüsterte der eine Mann, „ich hau ab von hier“, er drehte sich um und
rannte den langen Gang zurück. Da öffnet sich am Ende des Ganges im Fußboden
eine Tür, der Mann sah sie, schrie vor Schreck, versuchte stehen zu bleiben,
schaffte es nicht und rutschte hinein. Mit einem Knall schloss sich die Falltür
wieder und es war Ruhe.
Na prima, abhauen geht also nicht,
dachte er bei sich und setzte sich auf den Boden.
Ich bleib hier sitzen, wenn
mich jemand holen will, dann soll er zu mir kommen, und er schloss seine Augen.
Noch mehr zitternd zog er seine
Beine hoch, umfasste mit den Armen seine Knie, legte seinen Kopf dazwischen und
versuchte an was schönes zu denken.
Ach ja…das wäre schön, in
ihren Armen zu liegen, sie zu streicheln und zu verwöhnen, dachte er bei sich,
aber ob ich noch dazu komme ?
Er spürte, wie kalte Luft an
seinen Beinen vorbei strich, seine Angst verstärkte sich, aber er öffnete seine
Augen nicht, sondern dachte weiter an sie. Hoffentlich komme ich hier raus und
ich schwöre, das ich es ihr sage, wie sehr ich sie vermisse, wie sehr ich mich nach
ihr sehne, wie sehr ich sie liebe, mir ist dann scheißegal, was danach ist, ich
möchte mit ihr zusammen sein, ich will sie nie mehr gehen lassen, bitte, bitte,
mach, dass das hier aufhört….BITTE !!
Voller Verzweiflung fing er
an zu weinen, sein Körper bebte und er kroch immer mehr in sich zusammen.
Ein lautes Geheul ertönte, er
zuckte zusammen und öffnet vor Schreck seine Augen.
Was ist los, wie ist das
möglich, wundert er sich und blickte sich um. Er war in seinem Bett, es ist
heller Tag und durch das Fenster drang Sirenengeheul. Er guckt auf seinen
Wecker, es war sieben Uhr und er stellt fest, das er feuchte Wangen hat und mit
angezogenen Beinen im Bett sitzt.
Ein Traum, es war nur ein
Traum, obwohl…zögert er und guckt sich seine Fußsohlen an, die waren dreckig,
richtig schwarz. Mein Gott, was war das für ein Traum, seufzte er, aber ich hab
mir ja was geschworen, und er griff zum Telefon.
Er wählte ihre Nummer, wischt
sich dabei die restlichen Tränen aus dem Gesicht, atmet tief durch, als auf der
anderen Seite des Telefons ein Klingeln ertönt und fing an zu lächeln, als er
ihre Stimme hörte : “Hallo und guten Morgen Du, wie kommt es, das Du schon so
früh anrufst, hast wohl schlecht geträumt ?“
Er antwortet : „Ich muss dir
was beichten“ und er redet drauflos.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.09.2008.
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