Norbert Wittke
Kinder spielen Politik
Kindern beim Spielen zuzusehen, macht mir immer wieder Freude,
Spielen sie doch oft nach, was sie beiden sogenannten Erwachsenen
aufgeschnappt haben. Allerdings erhält es doch in ihrer Verein-
fachung eine ganz andere Form und trifft trotzdem oft den Punkt.
Neulich habe ich vier Kindern zugeschaut. Drei Jungen, einem
Mädchen. Wärend zwei der Jungen und das Mädchen auf den
Fahrrädern saßen und den Gehweg auf und ab fuhren, lief der
eine Junge immer hinterher.
Ich sprach sie an und fragte: "Was spielt ihr da eigentlich? Hat
der Junge kein Fahrrad, dass er immer hinterher laufen muss?"
Das Mädchen fasste sich ein Herz. Es erklärte mirdas Spiel so:
"Weißt du wir spielen Regieren. Wir mit den Fahrrädern sind
die Regierung und die Verwaltung. Der Junge, der uns hinterher
laufen muss, ist das Volk. Mein Vater hat gesagt bei der heutigen
Politik kann man sich bald kein Fahrzeuf mehr leisten., und mit
den Arbeitsplätzen wird es auch immer schlechter."
"Darf der Junge, denn auch einmal mitfahren?", fragte ich.
Sie antwortete:" Na klar, aber nur dann, wenn wir Wahlen
spielen. Dann muss er uns nämlich wählen. Dafür darf er dann,
bis er gewählt hat, mitfahren. Schließlich machen wir doch
unsere Wahlversprechen wie Kindergartenplätze, sicheren
Schulweg, genug zu Essen für alle, ein Fahrzeug für jede Familie."
Bei diesem einfachen Spiel habe ich dann die Spielregeln be-
griffen. Wiederholt es sich doch alle paar Jahre, und der Ver-
lierer ist wie immer der Wähler.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.11.2005.
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