„Zeit aufzustehen, es ist sieben Uhr“ quäkt der Wecker meines Handys und reißt mich unsanft aus meinen Träumen. Sekunden überlege ich, ob ich der Versuchung nachgebe, die Schlummertaste zu drücken, widerstehe aber mannhaft, denn ich habe heute einiges vor.
Mein Auto muß zum TÜV.
Frühstück ist meine Sache nicht, also ab ins Bad. Zehn SPIEGEL-Seiten später, runter unter die Dusche, und dann rein in die Klamotten und ab zum TÜV.
Auto abgestellt und rein zur Anmeldung.
Eine hübsche Mittvierzigerin strahlt mich freundlich an und erkundigt sich, was sie für mich tun könne.
Ich möchte meinen Wagen zur Hauptuntersuchung anmelden, erkläre ich ihr, und sie greift sich einen kleinen Stapel Formulare.
„Also dies hier ist das Anmeldeformular“, sagt sie zu dem obersten Exemplar und reicht es mir über den Tresen.
Und das ist die Anmeldung beim Spengler.“
„S p e n g l e r wozu denn das ?“
„Der Spengler hat das Privileg, sämtliche Bleche zu überprüfen“
„Das ist ein Hightech-Auto mit modernster Karosserie, was hat ein Spengler damit zu tun?“
„Auch die modernsten Bleche wurden aufgrund traditioneller Spenglerei entwickelt, und die Zunft ließ sich das Privileg der Überprüfung durch den Staat auf Dauer sichern.“
„Hm, aber das ist in den Prüfgebühren enthalten, oder?“
„Oh, nein, das geht nach der Spenglergebührenordnung!“
„Und was kostet das?“
„49,75 € wenn es keine Beanstandungen gibt, bei Mängeln 64,83 € .“
„Und wenn ich die Bescheinigung des Spenglers habe, dann wird mein Auto von Ihnen überprüft?“
„Ja sicher, dafür sind wir doch da!
Und hier ist das Anmeldeformular für den Küfer!“
„Für den W A S ? Ich fahre doch kein Faß!“
„Und womit fahren Sie? Mit Treibstoff! Und wo ist der Treibstoff drin?“
„Ich fahre meinen Sprit doch nicht in einem Faß durch die Gegend!“
„Auch wenn ihr Benzintank aus Metall ist, ist er doch nur eine Weiterentwicklung traditionell hergestellter Behälter. Bei diesen die Dichtigkeit zu überprüfen, obliegt, dank des entsprechenden staatlich garantierten Privilegs, dem Küfer.“
„Lassen sie mich raten, daß kostet auch extra.“
„Das berechnet sich nach der Küfergebührenordnung, die aber aus Gründen der Kundenfreundlichkeit mit der Spenglergebührenordnung harmonisiert wurde. Also 49,75 € wenn es keine Beanstandungen gibt, bei Mängeln 64,83 € .“
„Aber dann…“
„Dann fahren Sie zum Stellmacher...“
„Nein, tu ich nicht! Ich habe keine Kutsche!“
„Ach, und warum bitte, heißen Taxen im Amtsdeutsch immer noch Kraftdroschken? Na?
Also der Stellmacher hat das Privileg das Fahrgestell auf Sicherheit zu überprüfen…“
„…weil er es vom Staat übertragen bekam, und sicher sind auch die Gebühren für den Stellmacher harmonisiert , also 49,75 € wenn es keine Beanstandungen gibt, bei Mängeln 64,83 € .“
„Nein, bei Mängeln legt er Ihr Fahrzeug still, aus Sicherheitsgründen, Sie verstehen.“
„Lassen sie mich raten, für das Licht muß ich dann sicher zu Luzifer?“
„Mein Herr, erstens besteht überhaupt kein Grund hier sarkastisch zu werden und zweitens hat Luzifer als Lichtbringer seinerzeit versäumt sich das Privileg staatlich sichern zu lassen.“
„Also Spengler, Küfer und Stellmacher, aber dann machen Sie den Rest, oder?“
„Aber selbstverständlich, dafür sind wir doch da!“
„Weil sie sicher auch ein altes Privileg haben.“
„Wir sind zwar Nachfolger des Dampfkesselüberwachungsvereins, haben aber kein Privileg.“
Da piepte etwas hinter der Dame und wurde immer lauter.
Es war mein Wecker.
Ich schlug die Augen auf und sah am Schrank die silbernen Knöpfe meines schwarzen Anzugs in der Morgensonne glitzern.
Ich stand auf, denn ich hatte heute in der neuen Siedlung an einem guten Dutzend abgasfreier Heizungen die Abgaswerte zu messen.
Wozu hat man schließlich Privilegien?
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.01.2010.
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