Frühlingsgefühle und Lebensfreude unterwegs

Auf dem Kölner Hauptbahnhof warte ich auf den Zug in Richtung Eifel nach Gerolstein. Auf dem Gleis steht noch der Thalys, jener moderne internationale Hochgeschwindigkeitszug, der Paris in etwas über drei Stunden erreicht. In einer offenen Tür des Zuges sehe ich ein blondes Mädchen, das lacht und strahlt, wärend es sich von ihren Freundinnen verabschiedet. Sie freut sich wohl sehr auf ihr Reiseziel, vielleicht Paris. Der Bahnsteig ist voller Menschen aber dieses Mädchen ist wie eine Sonne, die meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ich freue mich mit ihr, sie läßt eine besondere Lebensfreude in mir aufkommen.
 
Plötzlich sehe ich in meinem Inneren eine Straßencafeszenerie auf einem Boulevard in Paris. Unter dem Schatten von Plantanen sitzen bei lauer Frühlingsluft und Sonnenschein lauter gut gelaunte Menschen, wärend sie von einer lächelnden Serviererin bedient werden. In der Luft liegt ein Stimmengewirr fremder Sprachen.
 
Auf dem Bahnsteig im Kölner Hauptbahnhof wird plötzlich die Abfahrt des Zuges nach Paris angekündigt, die Türen schließen sich und das blonde Mädchen verschwindet im Zug. Sie fährt wahrscheinlich einem schönen Reiseziel entgegen. Das Mädchen ist weg, aber die Lebensfreude hält an.
 
Danach fährt der Eifelexpress nach Gerolstein ein, der ist nicht weniger elegant als der Fernzug nach Paris, es ist ein knallroter, windschnittiger Nahverkehrstriebwagen der Deutschen Bahn.
 
Der Zug ist gut besetzt. Wärend der Fahrt in Richtung Eifel sehe ich im Zug und auf den Bahnsteigen der Haltebahnhöfe bunte Menschen, die sich freuen. Ich höre auch ausländisches Stimmengewirr, denn in meiner Nähe sitzt eine Gruppe französischer Fahrgäste, die sich unterhalten.
 
Ich erfahre also auf dieser Reise, daß eine einzelne, sich freuende Frau inmitten einer Menschenmenge mich die ganze Umwelt bunt und fröhlich erleben läßt. Ich fühle mich unter den ganzen Menschen unterwegs geborgen und zuhause und ich freue mich.

Konrad Folkmann, 2003

 
 
 
 
 

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