Klaus-Jürgen Langner

Ist das Essen von Fleisch wirklich unmoralisch?

 
Auch die Würde der Kreatur geniesst seit 1992 den Schutz der Bundesverfassung. Art. 120 Abs. 2 lautet: „Der Bund erlässt Vorschriften über den Umgang mit Keim- und Erbgut von Tieren, Pflanzen und anderen Organismen. Er trägt dabei der Würde der Kreatur sowie der Sicherheit von Mensch, Tier und Umwelt Rechnung und schützt die genetische Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten.“ Das neue Tierschutzgesetz trägt dem Schutz der Tierwürde ebenfalls Rechnung.  So heisst es in Art. 1 TSchG: „Zweck dieses Gesetzes ist es, die Würde und das Wohlergehen des Tieres zu schützen.“ Und Art. 26 Abs. 1 lit. a TSchG besagt: „Mit Gefängnis oder mit Busse wird bestraft, wer vorsätzlich ein Tier misshandelt, vernachlässigt, es unnötig überanstrengt oder dessen Würde in anderer Weise missachtet.“
Brigid Weinzinger, Die Grünen
Die Grünen treten für ein Staatsziel Tierschutz ein, ebenso wie für einen Ausbau des bestehenden Staatsziels Umweltschutz. Aus verfassungsrechtlicher Sicht ziehen wir den Begriff "Mitlebewesen“ vor, da der Begriff „Mitgeschöpf" aus einem religiösen Kontext kommt und die Verfassung auch für jene StaatsbürgerInnen bindend sein soll, die nicht religiös sind.
Am 27. Mai 2004 - also vor weit über 4 Jahren - beschloss das österreichische Parlament einstimmig, dass folgendes Staatsziel in die Bundesverfassung aufgenommen werden soll: "Die Gesellschaft schützt das Leben und das Wohlbefinden der Tiere aus der besonderen Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf"
Bis heute ist dieser Entschluss allerdings nicht umgesetzt worden.
Das Geheime Leben der Pflanzen, Peter Tompkins und Christopher Bird.
S. 71  Pflanzen kann das Ehepaar Hashimoto das Zählen beibringen. Wieviel ist zwei und zwei: Antwort vier!
 
 
 
 
 
 
 
Ist der Genuss von Fleisch wirklich unmoralisch?
 
Tierschutz ist in unserer deutschen Verfassung noch nicht als eigenständiges Ziel genannt.
Soweit ich in Erfahrung gebracht habe, ist immer noch die Schweiz das einzige Land in dem dieses Ziel in der Verfassung verankert wurde.
Ich bin aber der Meinung, dass Tierschutz ein hehres Ziel ist, aber noch nicht genügt. Wir müssten den Begriff erweitern und die Mitlebewesen auch aus anderen Bereichen schützen. Pflanzen sind zumindest ebenfalls Lebewesen, die Schutz benötigen.
Vielleicht können wir uns gemeinsam gedanklich mit diesem Problem beschäftigen, um zu einer,  wie ich finde, notwendigen neuen Einstellung zu kommen.
Wenn ich dafür eintrete, dass  wir unsere Verfassung sogar ändern sollten, dann genügt es nicht, auf ein Problem aufmerksam zu machen, es sollte auch eine Lösung mit angeboten werden.
Die Zeit hat das Thema gerade beim Tierschutz aufgegriffen und sehr wichtige Hinweise in ihrer letzten Ausgabe veröffentlicht. Aber ich finde die Veröffentlichung von diversen natürlich nicht duldbaren Skandalen im Bereich Tierschutz, Tierhaltung, Tierversuch ist nicht so hilfreich, wie es nötig ist. So erreicht man zwar  eine „das ist ja ein Skandal – Stimmung“  aber keine Aufnahme dieses Ziels in unserer Verfassung. Deshalb möchte ich einen weiteren Gedanken dazu einbringen.
Auch die Würde der Kreatur genießt seit 1992 den Schutz der Schweizer Bundesverfassung. Art. 120 Abs. 2 lautet: „Der Bund erlässt Vorschriften über den Umgang mit Keim- und Erbgut von Tieren, Pflanzen und anderen Organismen. Er trägt dabei der Würde der Kreatur sowie der Sicherheit von Mensch, Tier und Umwelt Rechnung und schützt die genetische Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten.“ Das ist bisher wohl einzigartig in der gesamten Welt!
Um die Beschäftigung mit  „der Würde der Kreatur“ also der gesamten anderen Mitlebewesen kommen wir meiner Ansicht nach aus verschiedenen Gründen nicht herum. Wenn ich – wie bisher – mit Genuss schon zum Frühstück eine Scheibe meines selbstgebackenen Brotes mit Leberwurst genieße, dann unterstütze ich damit schon irgendwelche Firmen, die um mehr Geld einzusacken, Tieren immense Gewalt zufügen. Um diese Feststellung komme ich nicht herum, sosehr mir selbst das missfällt. Ich könnte meinen Hunger auch auf eine Weise stillen, die ohne Tiertötungen, ohne Stallzuchten, ohne Gewalt auskommt. Das ist tatsächlich leicht möglich. Wir könnten mein leckeres Brot auch mit vegetarischem Belag verspeisen. Dann könnten viel mehr Tiere weiterleben und brauchten nicht so zu leiden, wie es jetzt der Fall ist.
Aber was tue ich damit? Ich erkläre die Pflanzen aller Arten damit zu minder wichtigen Lebewesen, die ohne Skrupel in meinem Garten angebaut werden können, und von denen ich mir mein „Grünzeug“ täglich abschneiden kann. Und auch mein Brot backe ich ohne lang nachzudenken mit Getreide, dass ich in „Massenhaltung“ von Bauern anbauen lasse.
Andrerseits rede ich mit den vielen blühenden Pflanzen in meinem Garten, besonders jetzt während  des Frühlings, wo ich meine „Pflanzenfreunde“ schon solange vermisst habe. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass „meine Freunde“ meine Zuwendung mit zärtlichem Streicheln und mit netten Worten auch wahrnehmen und entsprechend reagieren.
Und in der Tat haben Wissenschaftler schon längst festgestellt, Pflanzen reagieren wie Menschen und können sogar miteinander und auch mit Menschen
 „ sprechen!“ Christopher Bird und Peter  Tompkins haben in ihrem Aufsehen erregenden  Buch ( Das geheime Leben der Pflanzen!) schon vor vielen Jahren darauf hingewiesen, dass unser überaltertes Naturverständis einer Neuausrichtung bedarf, denn diese Mitlebewesen haben ein Erinnerungsvermögen und können sehr viel mehr an Eindrücken aufnehmen, speichern und an andere Wesen mitteilen, als die Mehrheit der Menschen ahnt.
Die Autoren berichteten damals schon von den berühmt gewordenen wissenschaftlich überprüften Experimenten, wonach Menschen noch im Bett liegend ihrem Philodendron-Freund per Gedanken mitteilten, dass sie doch bitte die Heizung in der Garage anschalten sollten und später dann das Garagentor öffnen sollten.  Was dann auch prompt geschah.  Per Gedankenübermittlung waren diese Pflanzen auch in der Lage Modellflugzeuge (mit 1,80m Flügelspannweite) zu fliegen sogar Loopings zu vollführen. Und in der Zwischenzeit ist in der März-Ausgabe von Geo ein weiteres Heft erschienen, wo man nachlesen kann wie weit diese „spinnerten“ Pflanzenheinis heute schon sind, wo sie weitere brandneue wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse schildern.  Wenn man sie anleitet können sie auch menschliche Gefühle wahrnehmen und weiterleiten, und wem das zu esoterisch erscheint, der kann sich erfreuen, dass sie auch in unser Dezimalsystem eingeführt werden können und auf die Frage wie viel zwei mal zwei ist geben sie ebenso zuverlässig die richtige Antwort „vier“ wie eine elektronische Rechenmaschine. Und dabei erscheint mir die Pflanzenerforschung erst am Anfang ihrer Blütezeit zu stehen.
 
Aber auch, wenn ich nur mit meinen jetzt schon 90 Kilo Lebendgewicht nur  in der Natur herumlaufe übe ich „Gewalt aus“ gegenüber den Lebewesen im Boden.
Ich bedenke nicht bei jedem Schritt, dass ich gleichzeitig Bodenlebewesen zerstöre oder zumindest verletze.
Und ich habe auch noch nicht festgestellt, dass unsere Katze ein schlechtes Gewissen hat – ganz im Gegenteil, sie ist stolz – wenn sie mit lautem Miau zeigt, was für ein geschickter Mäusefänger sie ist.
Daraus kann ich doch schließen, dass die meisten mir bekannten Lebewesen selber anderes Leben zerstören, um sich selbst zu entfalten und ihre Art zu vervollkommnen. Dieser Selbsterhaltungstrieb ohne Rücksicht auf andere Arten scheint mir ein Grundmuster aller Lebewesen unserer gesamten Erde zu sein.
Und um hier eine Rechtfertigung für dieses Verhalten zu „erfinden“ genügt es nicht auf die Bibel zu verweisen, nach der wir Menschen „die Krone der Schöpfung sein sollen“. (Wenn schon, dann wohl nur eine Dornenkrone!“)
Jede Einteilung in höhere und niedere Lebewesenarten geht immer nur von uns Menschen aus und ist für alle anderen, denen wir schaden von sich aus schon fragwürdig.
In der Diskussion um dieses Thema wird auch häufig der Hinweis benutzt, dass die höhere Intelligenz des „Menschen“ sei ein Nachweis  für die Berechtigung sich so zu verhalten, wie wir uns jetzt verhalten. Danach könnte ich meine Leberwurst ohne Bedenken verspeisen. Da viel mir aber rechtzeitig ein, dass ich in meinem Alter eine höhere Intelligenz habe, als mein kleiner Enkel. Und mir kam es bisher nie in den Sinn, deshalb kleine Enkel……
Solange wir Menschen mit Tieren und Pflanzen zusammenleben gab es schon immer und wird es wohl auch immer  Interessenkonflikte geben. Ich erkenne nicht, wie das zu ändern sein sollte. Aber ich versuche dennoch diese Konflikte zumindest aufzuspüren, sie aufzuzeigen und da wo es geht zu verringern.
Eine bekannte Havard Philosophin Christine Korsgaard hat in dieser Debatte den Vorschlag gemacht, wir sollten uns so verhalten, wie wir plausibel annehmen können, dass die Tiere unserem Verhalten zustimmen würden.
Aber mit seinem Urteil vom 16. Februar 1954[4] verbietet der Bundesgerichtshof sogar schon den Einsatz von Lügendetektoren sowohl im Strafverfahren als auch bei den Vorermittlungen, selbst wenn der Angeklagte dem Einsatz zustimme.
Aber auch aus anderen Gründen erscheint mir das wenig erfolgreich zu sein, denn welches junge Schweinchen würde wohl zustimmen erst einmal ohne Betäubung und dann überhaupt entmannt zu werden, aber das gleiche gilt auch für meine Kräuter im Garten.
Nein, ich habe noch keine endgültige Lösung für mein Problem gefunden.
Von den auch von mir mal gewählten Politikern habe ich keine Hilfe zu erwarten. Wenn ich deren Diskussionen zuhöre, glaube ich immer, dass alle Beteiligten in Moralin ertrinken müssten. Aber auch nur Ansätze zu praktischen Lösungen in der Grundsatzfrage erkenne ich nirgends.
Deswegen wende ich mich ja auch an alle, die meinen Gedanken bis hierher gefolgt sind und frage:
„Und was meinst Du dazu?“
 
Don, 19. 05. 2014
 
 
 
 
 

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