Iris Klinge

Meine Glückszahl 13

Für mich war der gestrige Tag ein Glücksfall  - trotz der schlechten Prognose und der vielen Spannungen der Planeten untereinander.
Von den dramatischen Ereignissen in der Welt haben wir hier im friedlichen Thailand nichts mitbekommen.
Inzwischen hat die Militärregierung angekündigt, tiefgreifende Reformen – politisch und wirtschaftlich – in die Wege zu leiten. Zuerst muss gegen die Korruption vorgegangen werden. Es kann nicht sein, dass die Reisbauern schuften, um die Bevölkerung zu ernähren, und hinterher ihren Reis nicht bezahlt bekommen, weil das Geld in dunkle Kanäle abgeflossen ist.

Die Thai Nachrichten verkünden, dass ihr Land und China die einzigen sind, die rechtzeitig Reformen in Angriff nehmen, bevor der große Wirtschafts-Crash über alle hereinbricht, vor dem die Weltbank jetzt warnt. Angeblich lassen sich Reformen in einer Demokratie nicht so leicht verwirklichen wie unter einem diktatorischen Regime, das zu Gunsten der armen Bevölkerung handelt.

Mein persönliches Glück gestern war die Begegnung mit dem Ehepaar, das zwei Jahre lang in unserem Haus gewohnt hatte, bevor es zum Verkauf stand. Die beiden mussten ausziehen und leben nun einige Straßen weiter. Der „Zufall“ wollte es, dass ich just in dem Moment im kleinen Tante-Emma-Laden gegenüber einkaufen wollte, als Tanya, die Russin, auf mich zukam und sich vorstellte als vorige Mieterin unseres Hauses.

Wir waren uns auf Anhieb sehr sympathisch, saßen eine Stunde lang auf der Terrasse neben dem Krämerladen,  und Tanya weihte mich in alle Geheimnisse und Tricks ein, die ein Ausländer wissen muss, um hier gut und preiswert zu leben.

Mein größtes Problem hatte sich damit in Luft aufgelöst: das Visum für einen langfristigen Aufenthalt in diesem Land. Obwohl überall zu lesen ist, dass jemand, der sich hier länger aufhält, einen hohen Geldbetrag auf einer hiesigen Bank nachweisen muss, hoffte ich immer insgeheim, irgendein „Schlupfloch“ finden zu können, um diese Bestimmungen zu umgehen.

Ja, meine Hoffnungen haben sich verwirklicht. Niemand spricht darüber, sie scheinen es nicht zu wissen oder wollen es nicht sagen: Wer sich hier in einer Schule anmeldet, um Thai zu lernen, der bekommt problemlos den Jahres-Aufenthalt und bezahlt dafür nur etwa 1000 Euro.  Normalerweise müssen an die 20.000 Euro auf einer hiesigen Bank nachgewiesen werden oder für Rentner  entsprechend weniger, je nach der Höhe ihres monatlichen Einkommens.

Die Thai Sprache und Schrift sind für mich noch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Eigentlich hatte ich nicht vor, mich intensiv mit dem Lernen dieser exotischen Sprache zu beschäftigen. Doch nun werde ich mich mit dem Gedanken anfreunden müssen, bei unserer Rückkehr nach Thailand im Herbst wieder die Schulbank zu drücken. Na ja, das wird ein gutes Gehirnjogging sein, um einer späteren Demenz vorzubeugen.

Heute gehen wir zu einem Klavierkonzert ins Shopping Center. Dort steht ein Flügel mitten im Einkaufs-Gewühl, an dem ein kleines Mädchen sein Können unter Beweis stellt. Die Deutschen werden zahlreich anwesend sein, denn es geht um eine Wohltätigkeits-Veranstaltung, wo für den Bau eines Waisenhauses gesammelt wird.

Mal schauen, ob mir ein deutsches Ehepaar auffällt, mit dem wir uns anfreunden könnten. Leider sind die meisten deutschen Männer, wie es hier so üblich ist, mit Thai-Frauen liiert. Da besteht doch ein ziemliches Ungleichgewicht und wir kommunizieren nicht auf Augenhöhe: Alter Mann und junge Frau, oft ist er zu dick und sie klein und zierlich, möglichst auch noch mit einem Baby auf dem Arm. Irgendwie passen die Ehepaare nicht zusammen und dann auch nicht zu uns.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.06.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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