Christina Gerlach-Schweitzer

Die Königswahl

  Zum Andenken an Cecil und alle Tiere die getötet wurden und werden,
  um als Trophäe
  dokumentierter Lust am Töten in irgendeinem Wohnzimmer zu landen

 

Die Tiere stritten sich wieder einmal, wer denn von ihnen König sein dürfe und über das Reich der Tiere herrschen solle.

„Ich natürlich“, sagt der Löwe, „muss König werden, denn das war schon immer so, dass Löwen die Könige der Tiere sind. Natürlich werden die Söhne der Löwen auch Könige. Das ist so Tradition. Ich werde Euch darüber hinaus vor Gefahren schützen, denn ich bin stark und ich werde euch mit Fleisch versorgen.“

„Wählt mich zu Eurem König “, rief der Bär, „ich kann zwar nicht so schnell laufen wie der Löwe, aber ich werde Euch  viel mehr Fleisch herbei schaffen, denn ich bin geschickter beim Beutefang als der Löwe. Außerdem  bin ich stärker als der Löwe. Zusätzlich zum Fleisch werde ich noch Honig  an euch verteilen lassen“.

Als die anderen Tiere das hörten, waren sie erst sehr begeistert, dann aber überlegten sich viele Tiere, dass die meisten von ihnen doch nur Pflanzen fraßen. Was Löwe und Bär zu verteilen gedachten, wäre ja nur für eine kleine Gruppe unter ihnen günstig. Dann  begannen sie sich zu fürchten, denn sie waren ja das Fleisch und sie sammelten ja den Honig, den Löwe und Bär ihnen vorzulegen gedachten. Da könnten sie sich ja gleich vor die Gewehre der Menschen stellen.

Die Tiere liefen weit weg in einen  Wald und wählten einen König aus ihrer Mitte. Einen wunderschönen, kräftigen  Wasserbock, der phantastisch laufen und  sehr hoch springen konnte. Da wurden der Löwe und der Bär sehr zornig. Gemeinsam fielen sie in die Ratsversammlung der Tiere ein und töteten fast alle die dort versammelt waren auf einmal, denn der Wasserbock war nicht stark genug, um gegen die beiden wütenden Angreifer zu gewinnen.

 Die beiden Gewinner schlugen sich die Bäuche voll. Anschließend  legte sich der Löwe unter einen schattigen Baum. Der Bär  aber kletterte auf den Baum, fraß  noch etwas Honig,  den die Bienen oben in der Krone gesammelt hatten und warf dem Löwen noch etwas davon herunter. Gesättigt und zufrieden  schliefen der Löwe und der Bär ein. Die Bienen, die bis zu dem Tag immer sehr brav gewesen waren, wurden so wütend über den Diebstahl ihres Honigs, dass sie die beiden Honigdiebe dermaßen zerstachen, dass sich diese sich  nicht mehr von der Stelle rühren konnten. Nach zwei Tagen plumpste derlahme Bär vom Baum, direkt neben den Löwen. Dieser erschrak  von dem dumpfen Aufprall des Bären, dicht neben ihm, so sehr, dass er sich wieder bewegen konnte. Er reckte sich und streckte sich, schüttelte seine mächtige Mähne und betrachtete den Bären, der wie tot neben ihm lag. Sofort  brüllte er laut über die ganze Savanne, dass es den Tieren von nun an wieder sehr gut gehen würde, denn gerade hatte das Schicksal gezeigt, dass er der König sein solle. „Es lebe euer König, die Löwen sollen leben“, brüllte er über die ganze Savanne. „Es lebe der König“, riefen viele Tiere, die keine Lust mehr hatten auf die ständige Überlegung, wen sie denn eigentlich wählen sollten und wer für sie kämpft. Da war es doch egal, wer König war. Hauptsache es kehrte jetzt wieder Ruhe ein unter den großen Raubtieren. Und schließlich waren die Löwen waren ja immer schon König gewesen.

 

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