Matthias Neumann

Schlaflos

Schlaflos

 

Herbert lag stocksteif im Bett und versuchte erfolglos einzuschlafen.

Kein Wunder“, dachte er sich. „Das Kissen ist ja auch so bequem wie ein Holzklotz.“

Er schüttelte es auf und legte sich seitlich hin. Dabei sank er mit dem Kopf so tief ein, dass er Angst bekam zu ersticken.

Wieder in seiner Ausgangslage, suchte er angestrengt einen Weg aus seiner Schlaflosigkeit.

Schäfchen zählen soll ja helfen.“

Er ließ eins nach dem anderen durch seine Gedanken laufen. Doch blieb die anfängliche Ordnung nicht lange erhalten. Es wurden immer mehr und alle rannten wild durcheinander. Von dem Hin und Her wurde er noch viel unruhiger.

Lieber wollte er sich gegen das weiche Fell eines einzelnen Schafs lehnen. Er kuschelte sich regelrecht hinein, gleitete beruhigt in den Schlaf – wurde aber wieder unsanft geweckt. Eines der immer noch umher laufenden Tiere war auf seine ausgestreckten Beine getreten.

Frustriert kam Herbert wieder in der Realität an. Mittlerweile lag er nun schon so lange wach, dass er Hunger bekam. Sofort traten ihm wieder die Schafe vor Augen.

Es ist Grillsaison“, fiel ihm ein. Ein saftiges Steak ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Beherzt biss er hinein. Die Zähne trafen dabei schmerzhaft auf einen Knochen. Erschreckt fuhr er auf.

Verdammtes Viehzeug!“, schimpfte er. „Zur Beruhigung sollte ich lieber etwas Süßes essen. Aber was? Am besten etwas weiches. Weich wie... Zuckerwatte.“

Die hatte er seit seiner Kindheit nicht mehr gegessen. Eine Vielzahl angenehmer Erinnerungen kamen ihm wieder in den Sinn. Und eine riesengroße Portion der süßen Leckerei. Voller Freude biss er ab. Der Geschmack entsprach jedoch nicht dem aus seiner Erinnerung. Ein lautes Blöken riss ihn wieder aus seiner Fantasie, aber das Schaffell konnte er immer noch im Mund spüren.

Mittlerweile wurde es draußen hell. „Das ist es“, dachte er. „Ein Sonnenuntergang. Das ist beruhigend.“

In seiner Phantasie setzte er sich auf die Wiese und beobachtete, wie sich der Horizont langsam rot färbte. Er genoss die einsetzende Kühle und den Grasgeruch, schloss die Augen und atmete genussvoll ein. Doch es half nicht, die Aufregung nach den ganzen Erlebnissen verdrängte jede Müdigkeit.

Als er die Augen wieder öffnete, bemerkte er etwas neben sich. Vorsichtig drehte er den Kopf zur Seite. Neben ihm standen all die Schafe und starrten wie hypnotisiert auf den Sonnenuntergang. Den ersten fielen bereits die schwer gewordenen Augen zu. Und genau so erging es auch Herbert.

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