Brigitte Waldner

Rudi trägt Perücke

,
wenn er auf Einbruch geht,
er sieht dann anders aus,
mit dunkelbraunen Haaren,
seine eigenen sind grau
und eher kurz geschnitten, und eher schütterer.
Die Haare seiner Perücken sind auch Kurzhaarschnitte,
aber eher etwas länger gehalten und volles Haar.
Sie greifen ins Banditen-Gesicht und verdecken einen Teil davon,
dass man ihn in der Überwachungskamera nicht erkennen sollte,
ein Wuschelkopf, manchmal glatt und manchmal wellig.
Seine Schwester ist eine sehr beliebte Friseurin,
diese wird sie ihm besorgen und macht ihm auch die Haare.
Wenn er in 2018 an meinen Fenstern mit Tempo vorbeilief,
um die Überwachungskamera auszutricksen,
schneller, als die Kamera ihn erfassen konnte,
und ich schaute gerade zum Fenster hin,
war es, als ob ein schwarzer Vogel vorbeiflöge,
wenn ich nur den obersten Wuschelschopf alleine sah.

Die Echthaarperücken meiner Mutter,
wo die Krankenkasse etwas dazugezahlt hatte,
als sie Chemotherapie hatte,
verschwanden nach und nach.
Als meine Mutter noch lebte, dachte sie,
sie habe einmal eine Perücke im Krankenhaus vergessen.
Sie war so traurig darüber, weil es ihre Lieblingsperücke war,
wo sie doch keine Haare hatte, die von der Chemo ausgefallen waren.
Ich glaube heute, dass sie eher der Senior Bandit geklaut hatte,
mit gestohlenen Schlüsseln aus ihrem Schlafzimmer daheim, in unserer Abwesenheit,
während ich sie ins Krankenhaus zur Chemo gebracht hatte,
Er klaute sie für seine Tochter, die sie teuer an ihre Schwarzkunden verkaufte,
und damit auch die Steuer hinterzog. So meine ich allenfalls.

Auch meine billigen Karnevalsperücken sind verschwunden,
der Räuber hat sie mitgenommen.
Vielleicht kann er sie bei seinen Einbrüchen ja verwenden,
falls sie seinem Quadratschädel mit dem gestörten Banditenblick überhaupt passen.
Seine Schwester kann sie ja umfärben und anders schneiden.
Er wird ja kein Problem damit haben,
sich einmal eine neue Perücke zu leisten, frei von Krebsviren,
schließlich hatten er und sein Vater genug Geld bei mir und meinen Vorfahren gestohlen,
seit guten 50 Jahren, seit die eben zugezogen waren.

Jetzt hat Rudi wieder ein neues Auto von meinem Geld aus 2018 und früher,
gleiche Marke, gleiche Farbe wie vorher, schwarz, ähnliches Modell,
damit es nicht auffällt.
Mir ist nur aufgefallen, dass sein Auto plötzlich immer so sauber ist und glänzt,
früher war es immer so schmutzig und matt,
dass ich mich geweigert hätte, in es einzusteigen,
wenn es ein Taxi gewesen wäre.

Ich kenne Rudis Bewegungen,
wie er geht und wie er steht, wie er schaut und um sich schaut,
wie er sich dreht und läuft und rennt,
die Türen öffnet und leise schließt oder laut zuschlägt,
wenn man ihn auf frischer Tat im Haus erwischt,
wie er bei den Fenstern einsteigt und bei der Türe hinausgeht,
ich kenne seine Stimme, sein Atmen und
wie schwerfällig er über meine Wendeltreppe geht,
wenn er nachts im Haus war,
wo ich mich nicht gerührt habe, aus Angst er bringt mich um.
Ich hörte die Geräusche aus seinem Knopf im Ohr,
wo ihm sein Räuber-Vater Anweisungen gab,
ich hörte den damals noch minderjährigen Enkel des Seniors, der Levi heißt,
dass er „Rudi“ zu Rudolf in meinem Haus im ersten Stock sagte
und Rudi darauf zu ihm sagte: „Sag nicht immer den Namen!“,
und Levi fragte: „Warum?“
Rudi sagte: „Das sage ich dir daheim.“
Und dann hat der Rudi plötzlich „Levi“ zu dem Levi gesagt,
dann sagte Levi: „Jetzt hast du selber den Namen gesagt“,
dann hat Rudi dem Levi eine Ohrfeige gegeben,
die ich bis in mein Schlafzimmer im Parterre gehört habe,
und Levi sagte: „Au, das sag‘ ich der Mama.“
Dann sagte Rudi zu Levi den Namen Lukas.
Levi sagte zu Rudi: „Warum sagst du Lukas zu mir?
Ich heiße nicht Lukas.“ Das war im Herbst 2018 in meinem Haus in der Nacht.
Levi war damals noch minderjährig und Lukas war ein Junge,
der gegenüber vom Räuberhaus wohnte,
und jetzt in Konkurs gegangen ist und weggezogen ist.

Rudi kann so viele verschiedene Perücken aufsetzen,
wie er, der Rudi selber oder sein Senior auf Raubzügen ergattern,
ich kann ihn trotzdem erkennen, vor allem an seiner Bekleidung,
er trägt ja immer dasselbe, wie normal, hellgrau, dunkelgrau oder schwarz,
frisch gewaschen und außerdem riecht es sehr stark silanisiert.
Zwar bin ich jedes Mal geflasht,
dass sein Kopf schon wieder anders aussieht,
aber so viele Komplizen kann der Senior ja gar nicht haben,
in der eigenen Verwandtschaft, auf die er sich absolut verlassen kann,
außer seinen beiden gleichaltrigen Enkelsöhnen, Levi und Julian,
wobei mindestens einer davon, der Levi, seit  Jahren in Räuberausbildung steht.
Leider kann ich die beiden nicht unterscheiden.
Vorerst würde ich aber den Julian nicht verdächtigen. Das ist begründet.
Und wer anderer, als diese Räuberfamilie und deren Vorfahren, außer Bandit Siegfried,
hat hier noch nie bei mir und meinen Vorfahren geklaut.

Der Bandit Rudi trägt also dunkle Perücken.
Ich habe es genau gesehen.
Wer sonst sollte hier mein blaues 2oo Liter PVC-Regenfass stehlen
und damit auf der Straße spazieren gehen,
meine Metallwellprofilplatte 2000 mm mal 860 mm groß und schwer
mit meiner Abdeckplane vom Holzstapel umwickeln und damit auf die Straße spazieren,
mit 200 Litern Sand ohne Fass und
mit einem 200 Liter Blechfass samt Sand durch die Gegend laufen?
Die haben 400 Liter Sand bewegt und entwendet, nach und nach,
ohne dass ich etwas gemerkt habe.
Der Sand war schon seit Ende der 90-er Jahre darin, teils verwässert und stank regelrecht sauer,
seit der Räuber alle Abdeckungen aller fünf Fässer geöffnet hatte.
Ich hatte den Sand herausgenommen, getrocknet und wieder hineingefüllt.
Keiner würde so blemblem sein und das machen,
der Bandit Rudi schon, weil sein Vater ihn dazu aufgefordert hat,
und es mit ihm gemeinsam bewerkstelligt, während seine Mutter Wache steht.
100 Stück Bodenbretter aus Lärchenholz, 4 m lang und an die 24 cm breit, 3 bis 4 cm dick
haben sie aus unserem Nebengebäude in 2007/2008 auch weggetragen, was auch ein Zeuge sah.

Wenn man nicht das ewige Opfer wäre
und nicht auch vieles Wertvolle und Geld verschwunden wäre,
und man nicht auch körperlich überwältigt und schwer verletzt worden wäre, mehrmals,
dass einem alles wehtat und der Körper voller blauer Flecken wurde,
wenn man nicht so übel zugerichtet und eingeschüchtert worden wäre,
dass man nicht einmal mehr in der Lage war, die Polizei zu rufen,
müsste man darüber lachen bis einem alles wehtut,
was das für dumme Leute sind, wie die sich bei Tag und Nacht
in ihren diversen und nie enden wollenden Diebstahlsraubzügen abplagen.
Ihr ganzes Leben lang, und so auch ihre Komplizen, also deren Nachbarn genauso,
obwohl sie es alle nicht nötig hätten,
da sie jeder über ein beachtliches legales Einkommen verfügen.

© Brigitte Waldner

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.04.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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