Günter Weschke

Die Schach Spielerin



Olga Tscherzowa, saß in ihrem Lieblingsrestaurant in St. Petersburg, mit Blick auf die Newa.
Gelangweilt blätterte sie in der Prawda, dabei fiel ihr Blick auf ein Bild, welches sie vor einem Schachspiel zeigte.
Es fand vor einem Jahr hier in St. Petersburg statt und sie war letztlich als Siegerin hervor gegangen, jetzt findet dieses Turnier auch wieder statt.
Sie legt die Zeitung bei Seite, lehnt sich etwas zurück und denkt an das damals gewonnene Spiel.
Als sie plötzlich angesprochen wird, zuckt sie etwas zusammen, blickt auf und sieht einen gut aussehenden Jungen Mann an ihrem Tisch stehen, der sie noch einmal fragt, ob er an ihrem Tisch Platz nehmen darf.
Das Restaurant hatte sich in der Zwischenzeit gefüllt, so dass es keinen freien Platz mehr gab.
Ja sagte sie, natürlich, bitte nehmen sie Platz.
Der Mann dankte, stellte sich höflich vor, indem er sagte, gestatten sie, mein Name ist Florian Harms.
Er sprach russisch, ohne Akzent.
Olga sah ihn an und sagte Olga, ich bin Olga.
Sie lächelten sich an und er setzte sich.
Olga fragte, Florian Harms, das ist kein russischer Name, wo kommen sie her?
Ja, das ist richtig, ich bin deutscher, komme aus Berlin.
Sie sprechen aber sehr gut unsere Sprache.
Danke, ich finde es ist wichtig, wenn man sich in einen fremden Land aufhält, sollte man auch dessen Sprache sprechen können.
Das ist eine gute Einstellung.
Und sie, Olga, sind sie hier geboren?
Nein, ich komme aus Baku, habe dort auch studiert und lebe jetzt hier.
St. Petersburg ist eine wunderschöne Stadt, meine Eltern haben sich hier kennen gelernt und haben auch hier geheiratet.
Das ist eine schöne Geschichte, Florian.
Bleiben sie länger in der Stadt?
Ein paar Tage noch, ich möchte mir das Schach Turnier ansehen.
Oh, sind sie ein Schach Spieler?
Das wäre zuviel gesagt, ja, ich spiele gerne Schach, aber mehr zu meinem Vergnügen.
Ich spiele auch gerne Schach und kann davon sogar gut Leben.
Überrascht schaut Florian sie an, davon können sie Leben?
Ja, ich spiele morgen auch im Turnier mit.
Ich könnte einen Trainingspartner brauchen, wie wäre es, spielen wir heute zusammen eine Partie?
Wieder war Florian überrascht, ja gerne, sehr gerne sogar.
Gut, dann kommen sie mit zu mir, ich habe gleich hier an der Newa eine sehr schöne Stadtwohnung.
Äh, zu ihnen?
Na ja, wo sonst?

Sie besaß tatsächlich eine sehr schöne Wohnung, für russische Verhältnisse war sie super elegant, auch die moderne Einrichtung gefiel Florian sehr.
Olga war sehr Stolz als er die Wohnung lobte.
Sie ging an die Hausbar und nahm zwei Gläser, die sie sogleich mit Wodka füllte, Na Sdoròwsje Florian.
Na Sdoròwsje Olga.
Sie ging auf ihn zu und küsste ihn leicht auf die Wange.

Danach nahmen sie an einen Tisch Platz, auf dem bereits ein Schachbrett stand.
Du ist der Gast und bekommst die weißen Figuren.
Danke, dann werde ich beginnen.
Nach nur wenigen Zügen bemerkte Olga, ja, er kann Schach Spielen, mehr aber auch nicht.

Um was Spielen wir, Florian?
Na um den Sieg!
Dafür muss es doch aber einen Preis geben.
Was schlägst du vor?
Einen Moment, bitte, ich komme gleich wieder zu dir.
Florian war verblüfft, als sie in einen durchsichtigen Nachthemd erschien.
Das ist der Preis Florian, du kannst also eine tolle Nacht mit mir Gewinnen.
Verlegen starrte er auf die sich abzeichnenden Brüste.
Was ist, habe ich dich verletzt?
Nein, wirklich nicht, es kommt nur so plötzlich.

Komm, lass uns die Partie zu Ende Spielen, danach werden wir weiter sehen.
Nach nur noch wenigen Zügen, hatte Florian verloren.
Schade, ich hatte mich schon so auf dich gefreut.
Ja aber…
Nein, kein Aber, es gibt natürlich eine Revanche. Morgen, nach dem Turnier, werden wir unser Spiel fortsetzen, bitte versprich mir, dass du dann gewinnst.
Florian versuchte zu Grinsen, verlass dich darauf, morgen gewinne ich.

Florian besuchte das Turnier und sah tatsächlich, Olga saß an einen der Tische.
Die Halle war trotz der frühen Stunde gut gefüllt und von seinem Platz konnte er auf dem Bildschirm, den er anklickte, das direkte Spiel von Olga gut verfolgen.
Nach vier Stunden stand der Sieger, in diesem Fall die Siegerin fest, es war Olga.
Mit großem Blumenstrauß und einen noch größeren Pokal, kam sie, etwas verlegen lächelnd, auf ihn zu.
Danke Florian dass du hier warst, ich hatte dich gesehen und habe mich sehr darüber gefreut.
Er nahm ihr den Pokal ab, es gab keine große Siegesfeier, eine kurze Ansprache und einen Applaus für die Siegerin.
In einem Taxi fuhren sie zu einen Lokal vor der Stadt.
Hier war es etwas ruhiger, die Hitze des Sommers, legte sich auf die weiten Felder der Umgebung.
Sie saßen sich gegenüber, sie sahen sich an.
Du bist eine wunderschöne Frau, Olga, er berührte ihre Hand, führte sie zum Mund und küsste sie.
Olga ließ ihn gewähren.
Und du bist ein miserabler Schach Spieler.
Florian tat überrascht, wirklich?
Gestern Abend zum Beispiel, du hattest doch gar keine Chance gegen mich.
Vielleicht war es ja meine Absicht gewesen.
Ha, du lässt dir eine Nacht mit mir einfach so entgehen?
Lass dich überraschen, heute werde ich Gewinnen.

Es wurde ein lustiges Essen, sie alberten herum und benahmen sich wie ein verliebtes Paar.

Wieder in ihrer Wohnung angekommen, lagen sie sich plötzlich in den Armen, die Lippen fest aneinander gepresst, versuchten sie, sich gegenseitig auszusaugen.
Ohne von einander zu lassen, zog einer den anderen völlig aus.
Sich immer noch küssend, gelangten sie ins Schlafzimmer.
Die Hitze des Sommers, wurde glühend heiß.
Schrilles Läuten der Türglocke durchbrach die morgendliche Ruhe, Olga  öffnete und sah sich drei Männern gegenüber, die sie ohne weiteres bei Seite drängten, durch die Wohnung stürmten, um im Schlafzimmer Florin aus dem Bett zu zerren.

Was soll das? Was geht hier vor?
Einer der Männer fragt…sind sie Serge Ivanowitsch?
Mein Name ist Florian Harms, ich bin deutscher Staatsbürger, hier ist mein Pass.
Olga steht in der Tür zum Schlafzimmer, fassungslos schaut sie auf Florian… wer bist du?
Ich kann es erklären…
Ziehen sie sich an, wir nehmen sie mit zum Verhör.
Florian wird aus der Wohnung geführt.

Nachdem die Männer, mit Florian, die Wohnung verlassen haben, nimmt Olga ihr Handy, wählt eine Nummer und sagt nur…sie haben ihn mitgenommen.

Florian wird zu einer Außenstelle des früheren KGB gebracht, er wird verhört und anschließend in einer Zelle eingeschlossen.
Hier ist er nicht allein, ein junger Kerl mit Vollbart und einigen Tätowierungen am Körper, hat es sich bereits auf einen der zwei Stühle bequem gemacht.

Na, weshalb bist du hier, du siehst nicht aus wie ein Dealer?
Ach, das muss eine Verwechslung sein.
So, erklär es mir doch mal.
Ich kann es wirklich nicht sagen, sie haben mich einfach mitgenommen.

Die Zellentür wird aufgeschlossen und ein Mann in Zivil winkt Florian heraus.
Er bringt ihn wieder in ein Büro, wo er noch einmal von zwei Beamte befragt wird.
Danach darf er gehen, muss jedoch seinen Pass abgeben.

Er fährt zu Olgas Wohnung.
Kurz davor sieht er, wie sie mit einem Mann das Haus verlässt und in ein geparktes Auto steigt, welches gleich darauf losfährt.

Bitte folgen sie den Wagen dort.
Der Taxifahrer nickt mit den Kopf und so geht die Fahrt quer durch St. Petersburg.
Etwas außerhalb endet die Fahrt vor einer Datscha.
Olga und der Mann steigen aus und gehen auf das Haus zu, wo sogleich die Tür geöffnet wird und sie das Haus betreten.

Florian bittet seinen Taxifahrer noch etwas zu warten.
Aus dem Taxi heraus beobachtet er das Haus.
Dann kommen Olga und der Mann heraus, setzen sich in ihren Wagen und fahren zurück zu Olgas Wohnung.

Florian ist ihnen in seinem Taxi gefolgt.

Eine Stunde nach ihnen betritt er das Haus und läutet an der Wohnungstür.
Als der fremde Mann öffnet ruft Olga…Schatzi, wer ist denn da?
Florian betritt das Schlafzimmer und sagt….ich bin es, Schatzi.

Was, was willst du noch hier, Serge?

Wir haben doch noch eine Schach Partie offen.

Den Schuss, den der fremde Mann auf ihn abfeuert, hört er nicht mehr.

Du konntest doch gar nicht Schach Spielen, du dummer Kerl.















































 

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