Peter Kröger

Greyhound

 

 

 

Wirklich, ich war schon überrascht, dass Jane in jener Nacht auf Achse war. Vielleicht liegt es daran, dass in New York normalerweise alles sehr organisiert abläuft und nichts dem gottverdammten Zufall überlassen bleibt.

Jetzt aber mal Spaß beiseite: Jane vögelte grad die große Liebe ihres Lebens, Geoffrey, einen Staudammingenieur aus Lousiana, der lächerlicherweise immer mit dem Greyhound nach New York kam, weil es cooler war und George Clooney es bestimmt auch schon mal gemacht hatte. Aber selbst wenn, sagen wir, Trump schon mal mit dem Fahrrad von, sagen wir, Michigan hierhergeradelt wäre, wäre das für mich kein Ansporn gewesen, es ihm gleichzutun oder wenn, wäre ich doch mindestens bis Freehold weitergefahren, nur um besser zu sein, als dieser Spinner. Gut, Geoffrey wollte nicht besser sein. Ihm reichte die Aussicht, von Jane richtig rangenommen zu werden, und das konnte ich verstehen, immerhin war Jane in der Blüte ihrer Jahre und im Village für ihre Großzügigkeit in Sachen Liebesleben bekannt.

Ich will mich kurz fassen: Jane war aufgestiegen an jenem Abend, aber bei Pedro, einem Antiquar von der Lower East, und warum nicht, es war ihr Leben. Allerdings nicht mehr lange. Geoffrey nämlich, der in Lousiana einem abweichenden Ehrenkodex verpflichtet war, erwischte die Beiden im Moment größter Leidenschaft und knallte Jane über den Haufen, während er Pedro besudelt aber ansonsten ungeschoren davonkommen ließ. Den Tipp inklusive Pedros Adresse hatte Geoffrey übrigens von mir anonym erhalten und war extra für den Abschuss mit dem Greyhound angereist. Wie dem auch sei: Das Leben im Village geht weiter, Jane bibbert im kalten Grabloch, und der Staudammingenieur sitzt wegen Mordes. In New York sind Hinrichtungen von unkeuschen Frauen äußerst unbeliebt. Pedro ist weggezogen und vertickt alte Bücher in Waco, wie ich hörte. Und ich habe die gar nicht so alten Hochzeitsbilder hervorgeholt, den Schreibtisch damit vollgestellt und, hey, ich liebe Jane wie am ersten Tag.

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