Brigitte Waldner

Mias Rückkehr

Am 15. Morgen
nach dem Verschwinden meiner Katze Mia,
die ich von Astrid samt ihren neugeborenen Jungen
zu Allerheiligen erhalten habe,
will meine Hündin früh hinaus.
Ich bin noch müde, aber ich stehe auf,
sonst muss ich den Teppich waschen.
Ich öffne die Haustüre, die Hündin geht hinaus
und eine meiner Tigerkatzen geht geschmeidig herein,
eine Morgenszene, wie viele Male zuvor,
vor dem Verschwinden.
Sie maunzt ganz leise.

Ist das Mia oder Fritzi?
Die beiden sehen sich sehr ähnlich,
ich kann sie nur an den Augen ad hoc unterscheiden.
Die Katze geht sofort in die Küche.
Ich gehe ihr nach und hebe sie auf.
Jetzt maunzt sie mehrmals.
Sie hat die hellen Augen der Mia,
sie maunzt wie Mia.
Aber sie hat nur mehr das halbe Gewicht.
Sie ist federleicht.
Es ist sie, die Mia!
Sie ist unverletzt und begrüßt mich liebevoll,
wie eine, die eben von einer langen Reise zurückkommt.
Ich dünste ihr sofort ein Hühnerschnitzel,
das ich zum Glück noch im Kühlschrank habe.
Sie trinkt zuerst eine Menge warme Milch.
Vom Schnitzel frisst sie nicht viel, dann legt sie sich hin und schläft
ein paar Minuten.

Ich hole ihr Franzi. Sie pfaucht ihn an
und salvt mit der schnellen Pfote in seine Richtung,
ohne ihn zu berühren.
Franzi ist eines ihrer Jungen, die noch nicht ganz ein Jahr alt sind.
Er schnuppert ihren Schwanz ab
und will ihr den Po waschen.
Jetzt hackt sie ihm die Krallen in den Kopf zwischen den Ohren.
Er lässt sich das gefallen. Er macht keinen Mucks.
Es ist ja seine Mama Mia.
Mia ist rastlos. Sie legt sich in ein Katzenbett,
schläft ein paar Minuten, steht wieder auf
und wandert zum nächsten Schlafplatz,
auch auf mein Bett.
Ihren Sohn bringe ich wieder ins Freigehege
und bringe die beiden anderen Jungen mit.
Mia freut sich nicht, sie zu sehen.
Sie pfaucht sie an, pfffffffff, fchchchch,
sie knurrt sie an, grrrrrrrrr;
Frieda legt sich verwundert ins Hundebett und schläft ein.
Die Jungen sind glücklich, sie wieder zu sehen.

Freddy will seiner Mama ei ei machen und neigt das Köpfchen zu ihr.
Sie pragt ihm eins drauf mit der Pfote.
Daraufhin geht Freddy zur Türe und will wieder hinaus.
Ich trage ihn wieder ins Gehege.
Dort klettert er glücklich den Kratzbaum hinauf,
den ich selber gemacht habe, 150 cm hoch, mit Sisal umwickelt
und den Pfahl mit einer Bodenhülse verschraubt und diese
in die Erde geschlagen.

Bald nach ihrer Ankunft sah sich Mia den Dachboden an,
ob noch alles so ist, wie es vor ihrem Verschwinden war.
Dann trinkt sie eine Menge Wasser.
Sie schläft wieder.
Ich sehe mir ihre Pfoten an.
Sie hatte vor dem Verschwinden sehr lange Krallen.
Sie muss einen weiten Weg zurückgelegt haben,
so abgewetzt wie die Krallen jetzt sind.
Mia war vom Samstag, den 24. Juni bis Samstag, den 8. Juli
spurlos verschwunden.
Jetzt ist sie wieder da
und keiner weiß, wo sie war.
Mia ist zwar zahm, aber eine vorsichtige Katze,
die nicht sofort überall hineingeht.
Selbst wenn sie bei mir durchs Fenster kam,
prüfte sie immer zuerst, ob es wohl das richtige Haus war.

Der Räubernachbar wird sie eingefangen und anderweitig ausgesetzt haben.
Sie war sehr schnell und hat eine große Leistung vollbracht.
Der Kater Mickey brauchte 33 Tage für 50 km im mitten Winter
und bei viel Schnee und Frost.
Sie schaffte es am 15. Tag im Sommer,
falls sie im selben Ort ausgesetzt worden war.
Dort wohnt die Räubertochter. In der Stadt Villach.
Anders lässt sich das Verschwinden kaum erklären,
da der Räuber damit im Herbst schon gedroht hatte,
zu einem Zeitpunkt, wo ich Mia und ihre Jungen
noch nicht einmal bei mir hatte.

Frieda ist mir sehr dankbar für die Rückkehr ihrer Mama Mia.
Nachdem sie einige Stunden im Hundebett geschlafen hat,
klettert sie mir den Rücken hoch und umarmt mich von hinten.
Wenn ich Mia über den Bauch streichle,
rollt sie sich dankbar hin und her,
aus Freude, dass sie wieder da ist.

Text und Foto von heute: © Brigitte

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.07.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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