da tschattert der Regen von der hohen Dachrinne
herunter in das leere Fass und füllt es
bis zum Überlaufen an.
Da knistern Blitze im Zickzack
quer über den wolkenverhangenen Himmel,
gefolgt von Donnergeräuschen.
Da fallen Eiskugeln lautlos auf die Wiese,
im Abstand von mehreren Metern,
springen meterhoch auf
und hop, hop, hop
hüpfen sie noch fünf Meter weiter.
Wo sie auf Dächer fallen,
scheppern sie wie Steinschläge.
Regentage sind an sich ruhige Tage,
weil dann der Garten Pause hat.
Es quietscht kein Trampolin,
es jault kein Baum und kein Klettergerüst,
es kommt aus keinem Pool ein Mordsgeschrei,
weil dann kein Kind im Garten lärmt.
Man kann die Fenster öffnen,
und sich an der Ruhe erfreuen,
sobald die Blitze Abstand halten
und so lange es noch nass ist.
Aber wehe, die Sonne durchbricht die Wolken,
und trocknet das Land,
dann geht das abartige Kindergeschrei wieder los,
voll aufgedreht, und ist nicht einzudämmen.
Der Sommer ist vorüber,
die Ferien gehen dem Ende entgegen,
es wäre an der Zeit,
die Kinder an die Bücher zu gewöhnen,
etwas zu lesen,
in den Heften des vergangenen Schuljahres zu blättern,
sich ein paar Übungen anzusehen,
aber nicht nur mit den Augen draufzuschauen,
sondern tatsächlich mit dem Stift in der Hand
auf einem Blatt Papier Rechnen und Schreiben zu üben,
zu wiederholen, was man inzwischen vergessen hat.
Die Eltern scheinen daran allerdings kein Interesse zu haben,
ihre Kinder anzuleiten und zu motivieren,
den Stoff des vergangenen Jahres teilweise zu wiederholen.
Die Kinder sieht man nie im Garten oder am Balkon mit Büchern oder Heften
sitzen, liegen, herumlaufen und lernen.
Im Garten wird sich nur ausgetobt und dabei lautstark gelärmt.
Es wird ja auch nicht nötig sein, so denken die Eltern,
weil sie ja sowieso sitzengeblieben sind
und den Stoff in der Schule wiederholen werden.
Dass man dem Sitzenbleiben auch vorbeugen könnte,
auf diese Idee kommen Eltern nicht,
die man nie ohne Zigaretten in den Händen vor dem Haus
und ohne zwei Meter hohe Bierkistenstapel hinter dem Haus sieht.
Die Hauptsache ist ihnen, ihre Kinder haben alles und immer neu,
was es an Spielgeräten und elektronischen Kinderfahrzeugen gibt,
und sie können es sich leisten, in Fastfood-Restaurants essen zu gehen.
Auch als Schulversager sind sie dennoch glückliche Kinder.
Meine Mutter konnte mir das alles nicht bieten,
und was es heute gibt, das gab es damals alles noch nicht,
aber sie kaufte mir Bücher, und diese habe ich gelesen,
oder sie gab mir das Geld, die Bücher zu kaufen
und ich konnte sie mir selber aussuchen.
Das war für mich der reinste Luxus.
Meine Kinderbücher habe ich heute noch alle,
die haben mir nicht einmal die Räuber geklaut, denke ich.
Ich hätte von meiner Mutter die Birkenrute um die Waden
geschlagen bekommen, wenn ich nicht gelernt hätte.
Ich war nicht die einzige in der Schule,
die lauter Einser heimbringen musste.
Es ging damals anderen nicht anders.
Mit den Einsern waren wir glückliche Kinder.
© Brigitte Waldner
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.08.2023.
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