Adam sieht gerade zu dem großen Asteroiden hinüber, den er eben per Boje als seinen Fund markiert hat, und überlegt, ob er einen Spaziergang machen soll. Die Sensoren zeigen große Metallgehalte an, seine Magnetstiefel sollten das also hergeben. Als Prospektor hat er die richtige Ausrüstung dafür an Bord.
Eigentlich ist er ja unterwegs, um das Ausgangstor eines Wurmlochverbunds an einer geeigneten Stelle zu positionieren. Irgendwo am Rand des Kuipergürtels, an einem größeren Felsbrocken, der bestenfalls noch genug Rohstoffe in der Nähe hat, um den MHG dort ohne weitere Flüge zu bauen, durch den das Sonnenplasma strömen und dabei Energie erzeugen wird. Er hat die notwendigen Anlagen und Bots dabei. Prospektorenschiffe sind dazu optimal geeignet, aber nicht jeder hat das notwendige Know-How.
„Klonggggggg“ Die Blaue_Gurke dröhnt wie eine Glocke. Ein lauter Knall ertönt kurz darauf, gefolgt von metallischem Kreischen. Das All eiert um Adam herum.
‚Wenigstens laufen die Andruckabsorber noch‘ denkt Adam in einem Anflug klinischer Vernunft. Naja, eher antrainierte Denkreflexe. „Erst denken, dann Panik“ hatte sei Opa immer gesagt, als er ihm das Fliegen beibrachte. Und es verdammt oft mit ihm geübt.
Routiniert geht er die Schadensmeldungen durch, während der Navigationscomputer versucht, die Blaue_Gurke wieder unter Kontrolle zu bekommen. Naja, schwierig ohne Saft für die Triebwerke. Die beiden Stellaratoren bauen eben erst wieder Plasma auf. In 20 Sekunden wird wieder genug Energie zum Navigieren vorhanden sein.
Inzwischen kommen die Ersatzkameras online. Seine Reparaturbots leisten gute Arbeit. Ein gigantisches Alienschiff hat sich in seinem Sensorkiel verfangen. Naja, ihn durchbohrt, abgerissen und sein Schiff in eine wilde Drehung versetzt, als es davon abprallte. Die jetzt endlich langsamer wird. Er erkennt statt Streifen nun die Trümmerwolke um ihn herum. „Mist, aber wenigstens ist da unten ein Asteroid mit genug Material für die Reparaturen“ denkt er.
„ALIENSCHIFF“ platzt es in Adams Gedanken. „Fuck, der erste Kontakt, und dann auch noch gerade ich!“ einen Moment später realisiert Adam „Und es ist kein freundlicher Besuch!“ Nun wird es doch schwer mit der Besonnenheit. Außerdem sind die entweder verdammt unfreundlich, oder unglaublich blöde, dass sie ihn rammen.
Dass es ein Alienschiff ist, ist klar. Kein Mensch würde sowas bauen. Eine krumme Nadel mit Ausbuchtungen und Querbohrungen. „Nee, warte mal, das sind keine Querbohrungen, das sind…“ Adam erkannte gerade, daraus startende kleine Objekte. Das sind Startrampen.
Die ersten kleinen Objekte treffen bei ihm ein und setzen sich auf die Außenhaut der Blauen_Gurke. Schaben und Kratzen wird hörbar. Die Sensoren melden Versuche, die Hülle zu durchbrechen. Seine Reparaturbots machen sich auf den Weg, die Schäden zu beseitigen, und gleichzeitig schickt er die Abbaubots los, die er für die Prospektorenarbeit und den Aufbau des MHG dabei hat. Sie sind etwas – nunja, robuster und speziell ausgerüstet. Und Sauerstofflanzen brennen auch im Vakuum alles weg, auch kleine Roboter, die sein Schiff zu zerlegen trachten.
Inzwischen haben sich zwei größere Einheiten gelöst und kommen auf ihn zu. Seine Triebwerke fahren nur langsam hoch, die Schäden sind zu groß, und die Hälfte der Bots mit den Angreifern beschäftigt.
Seine Optionen durchgehend zieht Adam vorsorglich seinen schweren Raumanzug an. Prospektorenversion, gepanzert, voller Energie und mit lustigen Werkzeugen gespickt. Alles was man braucht, wenn man alleine im All nach Rohstoffen sucht und Abbauanlagen aufbaut.
Der Laderaum öffnet sich. Es geht kaum, die Luke ist beschädigt und er muss hinaus. Seine Bots sind mit den Gegnern beschäftigt.
Adam steht auf der Hülle und tritt einen der fußballgroßen Angreifer weg. Mit einem Brenner löst er ein Scharnier aus der Hülle.
Der Laderaum ist offen, die Luke treibt davon. Egal. Das ersten Schiff ist fast bei ihm. Es kommt näher und wird in wenigen Metern Entfernung vorüberziehen. „Was haben die vor?“ fragt sich Adam.
Ein Blick nach unten zeigt ihm die Montagebots mit dem faltbaren, noch inaktiven Wurmloch aus der Luke schweben. Noch eine Minute etwa.
Routiniert hat er inzwischen die Tiefensonde hervorgeholt. Er richtet sie auf das fremde Raumfahrzeug, das aussieht wie eine Knoblauchzehe. Ein paar Bereiche leuchten, Schemen bewegen sich dahinter. Kurz wundert sich Adam über das eigenartige Design, dann aktiviert er die Sonde. Sie erzeugt einen 30m langen Hohlzylinder aus einem Desintegratorfeld. Damit gewinnt man üblicherweise Bohrkerne. Nunja, jetzt auch, nur hat er statt Mineralien jetzt einen etwa 10m Bohrkern mit Technikinhalt erzeugt.
Er deaktiviert die Sonde, bewegt sie ein wenig und setzt die nächste Bohrung, während runde Fragmente von der entweichenden Atmosphäre aus dem Schiff getrieben werden. Nach dem dritten Loch versucht die Knoblauchzehe Abstand zu gewinnen. Nach dem vierten Loch gehen da drüben die Lichter aus.
Seine Bots melden, dass das Wurmloch aufgefaltet und ausgerichtet ist. Er aktiviert es.
Auf dem kilometerlangen Alienschiff sitzt Kommandant L’srat entspannt in seinem Sessel und verfolgt die Ereignisse. Ein brauchbares Sonnensystem, reichlich Rohstoffe, ein bewohnbarer Planet mitsamt neuen Sklaven, das würde ihm und seiner Mannschaft Ruhm und Reichtum bringen. Das kleine Ding da ist nicht wirklich interessant, aber ein einzelner Einheimischer ist recht praktisch für die ersten Forschungen. Die Sensoren melden keine nennenswerten Waffen oder Energiewerte. Dass er so wehrhaft ist, ist eine willkommene Abwechslung und eine gute Ermahnung für seine inzwischen etwas träge Mannschaft.
Und was ist das für eine schwarze Wand, die da von Maschinen aufgefaltet wird? Will er sich verstecken? Die Sensoren melden – nichts?! Die Wand zeigt ein Glimmen. Erste Energiewerte werden angezeigt. L’srat verzieht seine hinteren Kopftentakel, was bei seiner Rasse das Äquivalent eines Stirnrunzelns ist. Er versteht es im letzten Moment, doch es ist zu spät.
Das andere Ende des Wurmlochs ist bereits in der Chromosphäre der Sonne verankert und wartet nur darauf, heißes Plasma durch sich zu dem Magneto-Hydrodynamischen Generator zu schicken, der am anderen Ende stehen sollte. Im Moment befindet sich dort allerdings ein bösartiges Alienschiff, das dem heißen Plasma etwa soviel entgegenzusetzen hat, wie Butter einem Schneidbrenner.
Adam beginnt im hinteren Drittel und schneidet es ab. Dann sägt er den Rest des nun antriebslosen Schiffs einfach der Länge nach in der Mitte durch, bevor er das Wurmloch wieder schließt. Während die Ränder des Wracks aufhören zu glühen, fliegen seine Markierungsbojen schon auf die Bruchstücke zu und melden seine Finderrechte an. Die Blaue_Gurke ist zwar stark beschädigt, aber das war nun egal, er konnte sich nun eine ganze Flotte davon leisten.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.09.2023.
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