Gherkin

Der Club der Dünnhäutigen

Wie bereits angekündigt: Heute ist der Premieren-Triple-Launch – 3 Autoren, 1 Thema, und alle veröffentlichen um 12 Uhr am heutigen Tag. Es lohnt sich also, auch bei den gestandenen Herren Egbert Schmitt und Hans K. Reiter vorbeizuschauen.

 

Das Thema: „Bizarre Klubs oder merkwürdige Organisationen bis seltsame Vereine“.

 

Viel Spaß beim Schmökern.
 

 

Ich stand als gefühlt 75. an der einzig geöffneten Lidl Kasse an. Schnaufend vor Wut rief ich, etwas zu laut: „Warum zum Teufel wird hier nicht endlich eine weitere Kasse aufgemacht? Das darf doch einfach nicht wahr sein! Macht endlich eine zweite Kasse auf, zum verpickelten Geier!“ Hinter mir wartete ein alter, buckliger Mann mit Umhang. Wer trägt denn heutzutage noch einen Umhang? Ich hörte den Alten keckern. Ich drehte mich um und musterte ihn nun erstmalig richtig. Ein Haarkranz, völlig weiß, dicht und wuschelig, rahmte einen völlig kahlen Schädel ein. Ich musste tief hinunter blicken. Der Alte holte eine Visitenkarte aus seinem Umhang und reichte sie mir. „Vielleicht ist das hier eine Option für den werten Herrn?“ flüsterte der Alte heiser und keckerte erneut. „Wenn Sie am Eingang sagen, dass Sie sich für völlig unwürdig halten, diesem Club beizutreten, dann werden Sie Einlass erhalten, der Herr!“ Ein weiteres Keckern. Es begann mich zu nerven.

 

Ich sah auf die Karte. Langsam rückte die Schlange voran. Ich schob meinen Einkaufswagen etwa 40 cm weiter. Auf der noblen, schwarzen Visitenkarte stand, mit geschwungener Goldschrift, dies: „Club der Dünnhäutigen“, Deibelgasse 13, jeden Mittwoch, ab 13 Uhr. Mit fragendem Blick wollte ich mich bei dem so seltsamen Mann erkundigen, warum, zum Teufel, er gerade mir diese mehr als merkwürdige Karte überreicht hatte. Doch, zu meinem großen Erstaunen, war da kein kleiner Mann mehr. Der Bucklige war verschwunden. Einfach weg. Ich suchte sowohl im Nebengang als auch im Kassenbereich, ich suchte hinter mir und dann im ganzen Laden – da war kein Mann mit weißem Haarkranz und Umhang, klein und gebückt, bucklig und keckernd... Da brat mir doch einer einen Storch, die Beine schön knusprig, dachte ich. Spinne ich jetzt? Bin ich dabei, komplett am Rad zu drehen?

 

Ich musste mich natürlich wieder neu anstellen. Diesmal als gefühlt 96. Kunde. Zum Kotzen! Und die zweite Kasse wurde nicht aufgemacht. Auf meine gebellte Frage hörte ich: „Mittagspause!“ Es war einfach nicht zum Aushalten. Zum Speiben! Warum lebte ich nicht in einem wunderschönen Paralleluniversum, in welchem jeder Discounter gleich 4 offene Kassen anbietet?

 

Zuhause, als ich die Lebensmittel in die Schränke räumte, fiel mir die Visitenkarte wieder in die Hände. Was zum…. Ich konnte mir darauf keinen Reim machen. Aber mein Interesse jedoch war geweckt. Ein „Club der Dünnhäutigen“? Und der sollte eine Option für mich sein? Was sollte ich mir darunter vorstellen? Am besten wird es sein, wenn ich dort einfach mal hingehe. Morgen ist Mittwoch. Ich nahm mir vor, die Deibelgasse aufzusuchen. Die Arbeitslosigkeit gab mir ja genügend Freizeit. Also warum nicht an einem Mittwoch um 13 Uhr in die Deibelgasse gehen? Ich würde ja dann sehen, um welchen Club es sich handelte.

 

Ich fand, unter leichten Schwierigkeiten, die Deibelgasse. Im Westend, noch hinter der Pfandleihe, ein großes, zweigeschossiges Haus, schäbig aussehend. Mit defekten Fensterläden, die schief in den Angeln hingen, und leicht quietschende Geräusche von sich gaben, bei jedem Windstoß. Der Mörtel bröckelte, kleine Risse durchzogen die Fassade. Irgendwie roch es streng. Ich suchte nach einer wie auch immer gearteten Klingel. Nichts. Ich schrie: „Teufel eins, wie soll man denn hier um Einlass bitten, wenn keine Klingel vorhanden ist?“ Ich hämmerte gegen die hässliche Eingangstür. Als ich damit keinen Erfolg hatte, tobte ich und schrie: „Lasst Ihr mich jetzt in dieses verschissene Haus oder was? Ich denke, Ihr seid ein verdammter Club, dammich eins!“ Knirschend und quietschend, knarzend und mit einem hässlich metallischen Geräusch öffnete sich die Tür. Da stand eine Art von Butler, in peinlich inkorrekter Kleidung, das Hemd hing aus der Hose, war falsch geknöpft, und die Hose war fleckig. Hochrot im Gesicht brüllte mich der Typ an: „Was zur Hölle wollen Sie? Warum veranstalten Sie einen solchen Höllenlärm, Sie Krawall-Hansel?“ Ich schrie zurück: „Ich will jetzt und sofort in diesen verdammten Club, Sie Hirni! Jetzt, hören Sie?“ Ich war ebenfalls hochrot im Gesicht angelaufen, gefährlich nahe an einem Herzkaspar. So ließ ich nicht mit mir umspringen.

 

Der „Butler“ brüllte: „Wir nehmen grundsätzlich keine neuen Club-Mitglieder auf. Und einen solch armseligen, peinlichen Hanswurst schon gleich gar nicht!“ Bevor ich vor Wut platzte, erinnerte ich mich an die Worte des Buckligen mit dem weißen Haarkranz. Also kreischte ich, in höchstem Ton: „Ich fühle mich absolut unwürdig, diesem verfluchten Club beizutreten, Sie Kretin von einem mehr als lächerlichen Butler-Ersatz, Sie stinkender Misthaufen!“ Jetzt änderte sich die Miene plötzlich bei meinem Gegenüber. Er richtete sich auf, ordnete seine Kleidung und strahlte plötzlich. „Das ist nun natürlich etwas ganz Anderes, mein Herr! Ich bin Geoward Thor, Adeptus und Faktotum dieses Clubs, mein sehr geehrter Herr. Der Einlass wird Ihnen nunmehr mit ausdrücklicher Genehmigung des Club-Präsidenten gewährt. Treten Sie bitte ein.“ Sprach‘s und wartete, bis ich ihn passiert hatte. Da schloss er die Haustür und führte mich nun in eine Art Saal. Wir hatten einen langen Flur recht flott durchschritten, und nun stand ich also im Club-Saal. Was mich wohl jetzt erwarten würde? Es war eine Rotunde, und auf 6 diversen Sockeln thronten 6 diverse Gargoyles, einer hässlicher als der andere. Ich sah sie mir in Ruhe, alle der Reihe nach, an. Widerlich, diese Fratzen. Voll zum Gruseln.

 

Der Adept bat mich höflich, in einem der Club-Sessel Platz zu nehmen. Der Club-Präsident habe sogleich ein wenig Zeit für mich, den Novizen. Und Geoward bat um die Visitenkarte. Ich reichte sie ihm. „Vielen Dank“, Thor war die Liebenswürdigkeit in Person. „Die benötigen Sie jetzt nicht mehr.“ Und tänzelte davon. Ein solches Schreiten, Wippen und Tänzeln hatte ich noch nie zuvor bei einem Mann gesehen. Diese Form der Fortbewegung erheiterte mich sehr. Gleichzeitig wuchs der Unmut in mir. Lässt man mich hier warten… Das ist in höchstem Maße unerträglich. Mir schwoll der Kamm. Gute 7 Minuten wartete ich bereits. Entnervt wippte ich mit dem rechten Fuß. Dann, endlich, hörte ich näher kommende Schritte. Feste Schritte. Geoward konnte das nicht sein. Und tatsächlich, hier kam der Club-Präsident persönlich. Denn um ihn musste es sich handeln. Er war mir ja auch angekündigt worden.

 

Ein Mann, etwa 50 Jahre alt, setzte sich mir gegenüber in den Club-Sessel und betrachtete mich. Dabei hielt er die Fingerspitzen in Mundhöhe aneinander. Eine Geste, die mich innerlich sachte schäumen ließ. Vorgestellt hatte er sich auch noch nicht. Saß einfach nur da und sah mich an. Es war eine merkwürdige Situation. Der hochgewachsene Mensch dort wirkte auf mich schmuddelig und nur wenig an Körperhygiene interessiert, denn ein strenger Hecht wehte herüber. Präsident?? Nun, auf mich wirkte dieser stoppelbärtige, hagere Mensch mit blutunterlaufenen Augen eher wie ein Wohnsitzloser. Endlich sprach er: „Sie stehlen mir meine Zeit, daher bringen wir es nun hinter uns. Mein Name ist B. Drissen. Wir sprechen uns hier im Club alle mit dem Anfangsbuchstaben des Vornamens an. Sagen Sie also B zu mir. Und, bevor Sie fragen: Falls es mehrere B gibt, wird stets derjenige, der zuerst unserem Club beigetreten ist, B1 genannt. Sie, mein Herr, haben bei uns um Aufnahme gebeten. Die wird Ihnen hiermit erteilt. Kurz und ohne Umschweife, kommen wir jetzt zur Sache.“ Er wandte sich an den in einiger Entfernung stehenden Geoward. „G1, bring mir sein Testat, und das recht flott bitteschön.“ Ohne allen Zweifel litt der Club-Präsident an Bluthochdruck.

 

Thor brachte nach kurzer Zeit 4 Seiten, handgeschrieben, mit einem großen Buchstaben, deutlich sichtbar, obenauf. Ein H, der Anfangsbuchstabe meines Vornamens. Ich wunderte mich, denn ich war weder nach meinem Namen gefragt worden, noch hatte ich mich selbst vorgestellt. Es blieb keine Zeit zum Wundern. „Sie sind H2“, sprach, nach einem Aufdruck auf seinem T-Shirt, dieser „El Presidente“, „und werden uns hier im Club hoffentlich keine Schande machen. Ich ersehe aus den Unterlagen, dass Sie mehr als prädestiniert sind, in unserem Club Aufnahme zu finden. Aha da, Sie sind Choleriker, haben eine bi-polare Störung, sind eine Borderline-Persönlichkeit, erhebliche Probleme mit dem Blutdruck, Übergewicht, Trinker, wahrscheinlich Spiegel-Trinker, keine Frau, keine Arbeit, immer knapp mit dem Geld, fernab von einer soliden Grundlage, mit der sich leben ließe. Perfekte Voraussetzungen, wie ich lese. Seien Sie also herzlich willkommen, H2. Sicherlich werden Sie unseren formidablen Club bereichern. Wenn Sie Fragen haben, sprechen Sie bloß nicht mich an. Ich habe zu tun. Wenden Sie sich an G1 oder an eines der anderen Mitglieder. Die trudeln heute, nach und nach, ein. Momentan sind Sie der 1. Gast des Clubs. Die anderen pfeifen auf jede Form von Pünktlichkeit…“. So sprach der Präsident, stand auf und verschwand in den heiligen Hallen dieses schäbigen Clubs. Ich sah ihm, verwundert, verunsichert und auch wütend, nach.

 

Vor der Haustür entstand Tumult. Gepolter, Rufe, schweres Hämmern gegen die Tür. „Warum ist hier keine verfluchte Klingel? Immerzu muss man gegen die Tür hämmern! Das ist unerträglich! Ich bin schon seit 2 Jahren Mitglied, und es hat sich nichts getan. Noch immer keine Klingel hier. Wie lange soll das noch so gehen?“ Einlass wurde gewährt. Unwirsch wurde Geoward beiseite gewischt. Ein rotgesichtiger, ungehobelter Mensch drang zum Saal vor. Dort bemerkte er mich.

 

„Was zum…“ hub er an, „ein neues Gesicht? Das fehlte noch! Kann mich nur schwer an die alten Fratzen erinnern, und jetzt auch noch eine neue Larve? Zum Teufel!“ Der Mensch spuckte aus, traf aber den bereitgestellten Spucknapf aus Messing nicht. Ich stellte mich vor: „Tach, H2 mein Name. Seit eben Mitglied.“ „Und wen interessiert das?“ zischte er feindselig, „ich bin F, the one and only F, damit wir uns verstehen, Bürschchen. Ihr alle mit einer Zahl hintendran, Ihr tut mir leid.“ Lachte bitter und ließ mich stehen. Im Fortgehen brummelte er noch etwas von „Ha, auch noch neue Leute in den Club aufnehmen, das wird ja immer schöner… Immerzu muss ich mich aufregen… Warum nur komme ich hier her? Wenn ich mich doch nur, in einer Tour, aufrege?“ (F wurde langsam leiser, je weiter er sich entfernte. Zum Schluss konnte ich nur noch ein sehr leises „Ja zum Teufel“ hören.)

 

Nach und nach treffen die Club-Mitglieder ein. Eine bunte Meute an Schreihälsen und Cholerikern füllt den Club-Raum, die meisten ignorieren mich gekonnt. Ein Vogel krächzt vor dem geöffneten Fenster. Tumult. Der eine sagt: „Der keckert.“ Der andere: „Nein, er tschilpt.“ Wieder ein anderer, wütend: „Ja, merkt das denn keiner? Er schreit heiser, der Scheiß-Vogel. Er schreit!“ Gerangel und Getöse, man geht sich gegenseitig an den Hals. Bis der Club-Präsident einschreitet. Er hat eine echt beeindruckende Ausrufer-Handglocke in der Hand und schwingt diese jetzt fast irrsinnig. Und sie macht einen Höllen-Lärm. Nach und nach verstummen die Herren und wenden sich endlich ihrem El Presidente zu. „Wollt Ihr wohl endlich mit diesem Kinderkram aufhören, ja? Muss es erneut zu solch einem… äh… Vorfall kommen wie letztes Jahr?“ Räuspert sich und fährt fort. „Mitglied C2 und seinen Angehörigen wollen wir bitte in gespielter Trauer gedenken.“ Deutlich lauter: „Diese Streitigkeiten führen zu rein gar nichts. Lediglich zu Schäden an der Gesundheit. Und der Vogel, meine Herren, der Vogel vor dem Fenster, er tirilierte. Jawoll. Der Vogel tirilierte. Und jetzt haltet Ruhe!“ Tatsächlich kehrte halbwegs Ruhe ein. Der Präsident entfernte sich mitsamt seiner wahrlich enorm großen Glocke. Ich fragte mich, wohin er verschwand. Halblaut sagte ich vor mich hin: Der Vogel zwitscherte, Ihr Dumpfbolzen, er zwitscherte, dammich eins.

 

Den vorbei flitzenden Geoward Thor hielt ich am Hemdzipfel fest. Unwirsch drehte er sich mir zu. „Warum keine Frauen, G1? Sind die im Club nicht erlaubt?“ Geoward sagte, kurz angebunden: „Es sind nun einmal keine Frauen vorstellig geworden, diesem Club beitreten zu wollen. Das bedauern wirklich alle Herren hier. Aber so ist es nun einmal. Doch da Sie mich bereits aus meinem Trott zu bringen suchten, H2, möchte ich Ihnen die Räumlichkeiten vor Augen führen. Sie fragen sich sicher ohne Unterlass: Was treibt man denn so in diesem Club? Nun, hier wird Pool-Billard, Darts, Schach oder Tischkicker gespielt, man vertreibt sich die Zeit am Flipper-Automaten oder, seltener, auch bei einem Airhockey-Turnier. Ich darf voran gehen?“

 

Wir gingen tiefer in die Räumlichkeiten des Club-Hauses hinein. Ich bemerkte, wie geräumig all das doch war. Tür neben Tür. Geoward öffnete, meinte dazu: „Hier sind die Darts-Automaten.“ Er zeigte auf 8 völlig defekte, reichlich zerstörte, schräg an der Wand hängende, ehemalige Automaten, die kaputter kaum hätten sein können. Es war ein großer Raum, Bruchstücke der sicher einstmals recht teuren Automaten lagen auf dem Boden herum. In zwei Wänden befanden sich Löcher. Als mein Blick genauer wurde, erkannte ich Fußspuren. „Was ist hier passiert?“ fragte ich fassungslos. „Geschrottet! W2 und, ganz besonders, U1 sind dafür verantwortlich. Gehen wir!“ Das 2. Zimmer, der Pool-Billard-Raum. Gnadenloser Vandalismus. Der wunderschöne Tisch, er war schrecklich zugerichtet worden. Alle Queues zersplittert, gebrochen, achtlos zu Boden geworfen. Das Dreieck zerbrochen, die Bälle teilweise zerstört, das einstmals schöne, grüne Billardtuch zerrissen. Da ich wirklich gerne Billard spiele, wandte ich mich mit Grausen ab. Schweigend gingen wir dann zum nächsten Raum. Geoward, kurz angebunden: „Airhockey!“ Der pure Horror! Ich konnte wirklich kaum hinsehen. Im nächsten Raum das gleiche Entsetzen. Hier standen einst die Flipperautomaten, 6 an der Zahl. Die Scheiben zerbrochen, alles in die Einzelteile zerlegt, Scherben auf dem Boden, offensichtlich war mit schweren Stiefeln auf die Automaten eingetreten worden. Ein Bild der, wie soll ich sagen, mutwilligsten aller nur erdenklichen Verwüstungen. Geoward nannte jeweils, stark mitgenommen, die Schuldigen. Ich hörte F3, H1, C2, A4 und L1 oder B2. Schrecklich, da ist ja vielleicht sogar ein Namensvetter von mir dabei gewesen. In einer Ecke ein Vorschlaghammer.

 

Im Raum mit den 4 Tischkickern glaubte ich, Einschüsse zu bemerken. Die Kicker waren zunichte gemacht worden, völlig zerstört. Aber besonders die Einschüsse ließen mir das Blut in den Adern gefrieren. Thor meinte, trocken: „Maßgeblich N1…“ Er sah mir mein Entsetzen an. „Lassen Sie uns nun zum Schach-Saal gehen…“ Ich beeilte mich, ihm zu signalisieren, dass dies nicht nötig sei. Die Verwüstungen dort konnte ich mir vorstellen. „Ist mit einem Flammenwerfer, einer Bazooka oder vielleicht mit einer Armbrust gearbeitet worden? Handgranaten-Nutzung? Sturmgewehr AR-15??“

 

„Nein, der werte Herr, im Schach-Saal wurde eine Atchisson Assault Shotgun genutzt. Dieser Raum wird nur noch sehr selten betreten. Die Herren S2 und P2 haben seither Hausverbot im Club. Das ist jedoch völlig unsinnig gewesen, müssen beide doch noch eine jeweils 9jährige Haftstrafe absitzen!“

 

Ich fragte mich nicht nur, wie die beteiligten Herren all diese Waffen in den Club schmuggelten, nein, da war noch die bange Frage, ob nicht vielleicht jeder der anwesenden, dauerverärgerten, hyperjähzornigen und permanent überaus gereizten Club-Mitglieder eine Handfeuerwaffe bei sich trug? Ich nahm mir vor, nur zu meiner Sicherheit, so bald wie möglich eine Pistole anzuschaffen.

 

Als ich den Club verließ, dämmerte es bereits. Du meine Güte, was für ein abgrundtief schlimmer Club. „Club der Dünnhäutigen“ schien sehr passend. Ich nahm all die merkwürdigen Eindrücke tief in mich auf, grübelte lange, und nahm mir stringent vor, nicht mehr alle 30 Minuten aus der Haut zu fahren, wegen Nichtig- und Kleinigkeiten aller Art, die es einfach nicht wert waren, dafür einen sehr gefährlichen Bluthochdruckstand zu riskieren. Ich hatte begonnen, Kinderabzählreime vor mich hin zu sagen, wenn eine Gefahrensituation entstand. Wieder einmal stand ich im Lidl, und wieder hatte ich sehr lange zu warten. Nur eine Kasse offen. Ich war gefühlt der 57. Kunde, der in der Schlange wartete. Also ließ ich die Reime purzeln: Eins zwei Polizei, drei vier Grenadier, fünf sechs, alte Hex und sieben acht, gute Nacht… Das half wirklich. Mehr davon. Im Zentimeter-Bereich schob ich den Einkaufswagen voran, schon deutlich besser gelaunt. „Ein Hund kam in die Küche und stahl dem Koch ein Ei, da nahm der Koch den Löffel und schlug den Hund zu Brei…“ Meine Laune stieg, es war wirklich auszuhalten in der Schlange, obschon mir von hinten ein drängender Einkaufwagen in die Kniekehlen fuhr. „Eine Kuh, die saß im Schwalbennest, mit 7 jungen Ziegen. Die feierten ein Jubelfest und fingen an zu fliegen. Der Esel zog Pantoffeln an, ist über‘s Haus geflogen. Und wenn das nicht die Wahrheit ist, dann ist es halt gelogen!“ Mir ging es immer besser. Ich konnte die Kasse bereits im Dunst der schwitzenden, verärgerten, wartenden Menschen sehen. Es gab Hoffnung. Als ich „Dunkel war‘s, der Mond schien helle, als ein Auto blitzesschnelle langsam um die Ecke bog“ aus dem Kopf rezitierte, tippte mir jemand auf die Schulter. Ich drehte mich um.

 

Eine ganz in Weiß gekleidete, erstaunlich große Frau (ich bin 1,88 m groß und sie überragte mich doch tatsächlich noch um einige Zentimeter) mit einem Schleierhut, ebenfalls in Weiß, wobei ich mir dachte, wer um Himmels Willen trägt denn heutzutage noch einen Hut mit Schleier, sah mich lächelnd an und sagte, sehr freundlich: „Liebwerter Herr, vielleicht mögen Sie einmal hier vorbei schauen? Es könnte konvenieren, so Sie Zeit und Muße haben sollten…“ und sie überreichte mir prompt eine sehr schöne Visitenkarte, golden, mit schwarzer Schrift. Da stand: Erleben Sie mittels Transzendentaler Meditation, dass Ihr Geist ganz ohne Anstrengung zu völliger Ruhe findet, eine Ruhe, die sogar noch tiefer und umfassender als ein Tiefschlaf ist! Darunter noch die Adresse und eine Telefonnummer. Engelgasse 12, jeden Freitag ab 12 Uhr. Nun, durch das Suchen nach meiner Club-Anschrift, der Deibelgasse 13, war ich auch an der Engelgasse vorbei gekommen. Ich wusste also, wo die Engelgasse war. Warum also nicht einmal dort vorbei schauen? Ich sah das irgendwie Engel gleiche Geschöpf an. Ihr entzückender, kleiner, weißer Damen-Feder-Schleier-Cocktail-Hut, den sie kokett auf der Seite trug, begeisterte mich. Durch den feinen Schleier sah sie mich neugierig und aufmerksam an: „Wenn Sie am Eingang sagen, dass Sie sich durchaus für würdig genug halten, unserem Club der Entspannten beizutreten, steht der Aufnahme nichts mehr im Weg. Vertrauen Sie Ihrer Intuition. Vielleicht wäre das eine Option für den werten Herrn?“

 

Ich drehte mich, etwas verwirrt um. Hatte eine Eingebung wie bei einem Déjà-vu – ein sehr heftig auftretendes Gefühl, nachdrücklich und langanhaltend – starrte auf die Visitenkarte, und hatte dann doch noch eine Frage an den weißen Engel. Doch als ich mich umdrehte, war da kein Engel mehr. Besorgt sah ich mich um. Weder in den Seitengängen, noch am Obst- und Gemüse-Stand, nicht im hinteren Bereich des Ladens, noch in der Warteschlange an der Kasse, nirgendwo der Schleierhut. Wie konnte das sein? Irgendwo musste die Frau doch sein?! Eine 1,90 m große Frau übersieht man doch nicht! Ich suchte gute 10 Minuten lang. Nichts. Bevor ich den Verstand verlor, stellte ich mich wieder an. Da kam eine Durchsage: „Wir öffnen Kasse 4 für Sie!“ Rasch war ich dort. Und ich war doch tatsächlich der 1. Kunde an der Kasse. Wunderbar. Das erlebt man nur sehr selten.

 

Am Freitag ging ich in die Engelgasse 12. Eine edel gestaltete Türklingel verwies auf „CdE“. Hier war ich richtig. An der Rezeption eine gut gelaunte Mitarbeiterin. „Kann ich helfen?“ Ich meinte, wie auswendig gelernt: „Ich fühle mich richtig hier und möchte um Aufnahme bitten.“ Die nette Dame reichte mir einen Aufnahme-Bogen: „Wenn Sie so freundlich sind, dies hier auszufüllen, ist das Wesentliche schon geschafft. In 30 Minuten startet der „Workshop for TM Beginners“, sofern Sie nicht bereits Erfahrung mit TM haben. Wären Sie interessiert?“ Ich beeilte mich, dieser netten Frau mitzuteilen, dass ich mich im Anfänger-Kurs durchaus wohlfühlen würde. Die Formalitäten waren flott erledigt und die Chefin des Clubs hieß mich willkommen. Alle Räume waren freundlich gestaltet worden, in perlweiß gehalten, alles atmete eine Wohlfühl-Atmosphäre aus, die Menschen waren freundlich, sie lächelten, und dies bemerkte ich sehr wohl: Es war kein erzwungenes oder gezwungenes Business-Lächeln, kein aufgesetztes Alltags-Lächeln, mit dem man sich für das Tür Offenhalten beim Hausarzt bedankt, sondern ein sehr angenehmes, tiefinhaltlich erfreuliches und höchst stimmiges Lächeln, kein „Du bist Kunde? Dann muss ich dich leider mögen“-Grinsen. Ich fühlte mich wohl und angenommen. Und siehe da, die Transzendentale Meditation lag mir sehr. Meine ganze Sympathie galt der Club-Präsidentin. Sie zeigte mir alle Räume, führte mich herum und wies mich in die Grundzüge der Philosophie der Transzendentalen Meditation ein. Den Engel konnte ich beim besten Willen nicht ausmachen. Nirgendwo so ein kleiner, weißer Damen-Feder-Schleier-Cocktail-Hut, darunter eine sehr große Dame.

 

Bei täglicher Anwendung hatte ich bereits nach wenigen Monaten ein nahezu sonniges Gemüt. In all der Zeit war ich jedoch dennoch in den „Club der Dünnhäutigen“ gegangen. Am Mittwoch zog

es mich in die Deibelgasse 13, am Freitag war ich in der Engelgasse 12 zu finden. Bis mich dann der berüchtigte El Presidente an einem Mittwoch gegen 15 Uhr zu sich bestellte. In einen wirklich chaotischen, schmuddeligen Raum, unaufgeräumt und bestialisch stinkend. Er bot mir Platz an, und ich selbst musste mir diesen Platz auf einem windschiefen Stuhl freischaufeln. „Hör‘nse mal, H2“, bellte der Club-Präsident, und ein strenger Hecht wehte zu mir herüber, „wir alle hier haben Ihre Eskapaden satt. Ihre Sperenzchen könn‘se anderswo zelebrieren, aber nicht hier!“ Er wurde immer lauter, und jetzt waren auch schon ziemlich dicke Würmer an seinen Schläfen sichtbar geworden, „wir mögen uns hier im Club nicht von Neulingen verarschen lassen.“ Wild mit den Augen rollend blitzte mich der Mann an. „Mir wurde zugetragen, dass Sie mitunter selig lächelnd in Ihrem Sessel sitzen und freundlich dreinblickend in einem Buch lesen. Es handelt sich dabei um diesen uralten Schelmenroman "Don Quijote" des Spaniers Miguel de Cervantes. Das wurde mir von sehr vielen Club-Mitgliedern zugetragen. Wir lesen hier nicht! Und wenn, dann „Früchte des Zorns“ von John Steinbeck. Warum saufen Sie immer diesen Gemüsesaft? Sind Sie so ein Klima-Kleber? Solch ein verhasster Bio-Umweltschutzbewegung-Hippie-Aktivist? Warum saufen Sie nicht wie wir alle hier einen ordentlichen Bourbon, straight oder on ice? Hä? Uns allen geht Ihr Friede-Freude-Eierkuchen Gedöns mit dem Permanent-Smile gewaltig auf den Senkel. Seit Wochen soll Ihnen nicht mehr die Hutschnur hochgegangen sein. Seit vielen Wochen seien Sie schon nicht mehr ausgerastet. Bei all den letzten Mittwoch-Besuchen sollen Sie, ich zitiere G1, „zögerlich und äußerst entspannt an die Haustüre geklopft haben“. Da sei kein lautes Rufen zu vernehmen gewesen. Und Sie hätten dann ruhig und tiefenentspannt auf den Einlass gewartet, der, wie ich vernahm, mitunter erst nach guten 20 Minuten zuteil wurde. Wie kann man das ohne zu explodieren so ruhig hinnehmen? Wieso sind Sie so Club fremd geworden? Mit Ihren Mätzchen vergraulen Sie uns noch die Mitglieder. Es gab Beschwerden satt. Wenn Sie den Friedensnobelpreis gewinnen wollen, dann gehen Sie doch in ein Kloster, zum Teufel eins! Oder zu den völlig kaputten Spät-Hippies in einer der Seitensträßchen in der Umgebung hier, in den „Club der Entspannten“. Aber bleiben Sie uns hier vom Hals mit Ihrem Rebellentum!“

 

Der Präsident hatte sich in Rage geredet. Seine Gesichtsfarbe tendierte in Richtung Magenta. Nun holte er zum vernichtenden Schlag aus: „H2, Sie sind uns allen ein Dorn im Auge mit all Ihrem so scheinheiligen >Ursuppe der Friedfertigkeitsgesäusel-Notdurft-Geschleime< hier in den urheiligen Hallen unseres geliebten Clubs…“ Ich fiel ihm ins Wort. „Ich trinke keinen Alkohol mehr. Und ja, Bio-Säfte sind mein neuer Bourbon! Hören Sie, B, bevor Sie mich hier rauswerfen, gehe ich gern von selbst!“ Ich hatte all das völlig ruhig und entspannt gesagt. Die TM Methode fruchtete. „Der Club hier missfällt mir schon eine ganze Weile. Auf meine wiederholt vorgetragene Beschwerde, man möge doch bitte von den Mitgliedsbeiträgen einen neuen Billardtisch oder doch wenigstens neue Darts-Automaten kaufen, erhalte ich lediglich Hohngelächter. Ich trete hiermit aus, B, mich sahen Sie heute zum letzten Mal. Gehaben Sie sich wohl!“

 

El Presidente glotzte mir völlig perplex nach. Ich schloss die Tür leise, was ihn zusätzlich noch verdross. Nur, um mich zu verärgern (was ihm nicht gelang), öffnete er seine Tür und schrie mir nach: „Scheren Sie sich zum Teufel, H2!!“ und schmetterte die Tür so zu, dass sein Diplom von jener schmutzstarrenden Wand in jenem schmutzstarrenden Zimmer fiel, welches ich nie wieder betreten würde.

 

Keine 8 Wochen später bekam ich von der Agentur für Arbeit ein Job-Angebot. Und ich erhielt diesen Arbeitsplatz! Nach so langer Zeit der Arbeitslosigkeit. Unfassbar. Mein Arzt freute sich. Meine Blutdruckwerte hatten sich radikal verbessert, so auch die Leberwerte. Ich konnte eine hübsche Frau davon überzeugen, es mit mir zu versuchen. Ich hatte sie im Club der Entspannten kennenlernen dürfen. Als wir nach einem Workshop noch ein wenig spazieren gingen, bogen wir auch in die Deibelgasse ab. Vor der Nummer 13 blieb ich stehen und erzählte meiner Freundin, um welchen Club es sich hier handelte. Sie stieß mich in die Seite und kicherte: „Quatsch mit Soße – bist ein Schwindler. Ein netter zwar, aber ein Schwindler! Dieses Haus hier steht schon seit langen Jahren leer. Die Erbengemeinschaft streitet sich um Grundstück und Immobilie, da ist seit ewigen Zeiten nichts dran gemacht worden. Es verkommt total. Hier haben schon seit vielleicht 15 Jahren keine Mieter mehr gewohnt. Und ein, wie war das noch gleich, „Club der Dünnhäutigen“ hat hier schon gleich gar nicht sein Domizil. Du immer mit deinen Geschichten… Wie kommst du nur auf so einen Unsinn? Club der Dünnhäutigen… Verrückter Kerl… Gehen wir ins vegane Restaurant?“

 

Sie zog mich weiter, knuffte mich noch in die Seite. Ich aber war sehr verwirrt. Ich hatte dort drin in einem Club-Sessel gesessen, Geoward Thor hatte mir Bourbon gebracht, und der Präsident namens B hatte mir eine Standpauke gehalten. Ich werde all das doch nicht halluziniert haben? Litt ich denn an einer Psychose oder an Schizophrenie? Egal, den Club der Entspannten gab es. Nur das zählte…

In den nächsten Wochen und Monaten erzählte ich meiner Freundin, mit der ich mittlerweile zusammengezogen war, alles, woran ich mich noch erinnerte. Die beiden Begegnungen beim Discounter, der kleine Mann mit Umhang und die große, weiße Frau, ich erzählte von diesen Visitenkarten, die ich erhalten hatte, mit sprühender Lippe berichtete ich davon, wie es in der Deibelgasse 13 aussah. Ich erwähnte den Namen des Club-Präsidenten, B. Drissen, und hatte dermaßen viele Details und Anhaltspunkte, dass meine Freundin denn doch ins Grübeln geriet. Immer noch war sie der Meinung, ich sei ein „Geschichtenerzähler und Aufschneider“, jedoch unternahmen wir gemeinsame Suchen im Internet, nach diesem B. Drissen. Ein Kölner Mann, Walther Kölsch mit Namen, was wir beide spaßig fanden, machte uns darauf aufmerksam, dass dieser Name, B. Drissen, im kölschen Dialekt eine Bedeutung habe. „Du wurdest beschissen“, so die Übersetzung von „B. Drissen“. „Drieß op d'r Drissist im Kölschen eine deftige Metapher.

 

Meine Freundin forderte schließlich die schwarze Visitenkarte mit goldener Schrift darauf von mir. Dann könne sie mir glauben. Aber auch nur dann. Alle anderen Nachforschungen und Recherchen im Internet hatten nichts erbracht. Wir hatten auch mehrere Male versucht, in das Haus in dieser ominösen Deibelgasse 13 einzudringen, vergeblich. So vernagelt und verschlossen, dass es fast schon ein wenig bizarr auf uns wirkte. Nein, ich konnte meiner Liebsten jene Visitenkarte nicht aushändigen. Ich hatte sie Geoward Thor übergeben. „Die brauchen Sie jetzt nicht mehr“, das hatte er damals zu mir gesagt. Oder ganz ähnlich. Meine Freundin bescheinigte mir eine überbordende Fantasie. „Geoward Thor, ja klar, so heißen nun einmal die Butler in den nicht existenten Clubs gerne mal…“ Ich stand wie ein Loser vor ihr. „Ja, wie bist du denn an die Mitgliedschaft im Club der Entspannten gekommen?“ maulte ich hilflos. „Na, ich hab dort angerufen! Wie jeder Mensch das wohl macht. Und ich habe gleich einen Termin erhalten.“

 

Ich gab es auf. Ich hatte Stunden damit verbracht, den Namen Geoward Thor, in allen, sicherlich allen Schreibweisen, die möglich sind, zu googeln, ich war dem Namen B. Drissen engagiert und konzentriert nachgegangen, ich hatte den Club der Dünnhäutigen in ganz Deutschland gesucht… Nichts. Keine Spur. Rein gar nichts. Meine Freundin ermahnte mich. Die aus Indien stammende neohinduistische Meditationsbewegung, auf der die Transzendentale Meditation basiert, erkenne eine direkte Verbindung von der Lüge zum Karma. Sie erklärte:

 

Das Wort Karma stammt aus der altindischen Sprache Sanskrit und bedeutet: „Tat“, „Wirkung“ und „Rad“. Karma beschreibt einen spirituellen Zusammenhang von Ursache und Wirkung: Jede physische und geistige Handlung hat eine Folge, die auch erst im nächsten Leben eintreffen kann. Sie wird aber nicht als Strafe angesehen. Lügen, so meinte sie, sei kontraproduktiv zur seelischen Heilung. In diesem Heilungsprozess befände ich mich. Und durch die täglichen TM Übungen in Ruhe und Abgeschiedenheit (wir hatten mittlerweile einen eigenen Raum dazu) könne ich mein Karma kontinuierlich verbessern. Lügen allerdings... Hier hielt sie inne. Bedeutungsvoll fuhr sie fort: Schlechtes Karma hingegen hat vor allem negativen Einfluss auf das nächste Leben, durch zum Beispiel die Wiedergeburt in einer niederen Kaste oder als Tier. Ob ich wirklich das nächste Leben als Stinkwanze verbringen wolle, fragte sie. Betreten stand ich da. Obschon unschuldig, jedoch liebte ich meine Freundin so sehr, dass ich mich zu diesem Schritt entschloss, leistete ich Abbitte. Reuevoll ließ ich sie wissen, dass ich mir all das lediglich ausgedacht hatte. Nein, diesen Club der Dünnhäutigen hätte es nie gegeben, und ich bin dort auch niemals Mitglied gewesen…

 

Bei uns kehrte Ruhe und Frieden ein. Meine Freundin hatte mir meine überbordende Fantasie letztlich verziehen. Doch wann immer ich im Lidl einkaufte, jetzt deutlich entspannter an der Kassenschlange wartend, sah ich mich um, ob ich merkwürdige Menschen ausmachen konnte.

 

Eines Tages im Herbst ordnete ich meine Konto-Unterlagen und heftete die uralten Auszüge ab. So etwas nimmt man sich immer wieder mal vor, letztlich aber landen doch alle Auszüge ungeordnet im Schuhkarton. Und der landet auf dem Schrank. Als ich die Auszüge durchging, fiel mir 1 Posten auf. Er stammte aus dem Jahr 2019. Eine Abbuchung über 600 Euro. Jahresbeitrag für einen Club. Das Geld ging an „Bernd Drissen“, dahinter noch ein Vermerk: „CdD“. Schnell zerfetzte ich diesen Auszug zu winzig kleinen Schnipseln. Die Papierfetzen verbrannte ich in einem Aschenbecher, den bei uns keiner benutzte. Meine Freundin kam just in diesem Moment in den Raum. „Haben wir da schon wieder Geheimnisse?“ fragte sie schnippisch. Mitunter ist das Leben so unfair. O je, dieses Gedankenkonstrukt könnte mein Karma verschlechtern. Und ich will ja keine Stinkwanze werden.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.03.2024. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Der Verschollene oder >AMERIKA<< von Gherkin



Das ist die Fortsetzung und die Beendigung des Romanfragmentes des Dr. Franz Kafka: Amerika

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