Hans Fritz

Nächster Halt Ashgabat

Wir leben in einer Zeit der Umbrüche und alle sprechen vom Klimawandel. Die Fachwelt vermutet, wahrscheinlich zu Recht, dass die jüngsten weltweiten Katastrophen wie Überflutungen und Waldbrände sich fortsetzen und mit sich stetig steigernder Intensität überhandnehmen könnten.

Für die meisten Beobachter und/oder Interpreten der Situation ist vor allem der Mensch für solche Ereignisse verantwortlich. Der Abschied von ‘fossilen Brennstoffen’ sei eine wichtige Massnahme und müsse so rasch wie möglich erfolgen. Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass sich die Erde auch ohne Zutun des Menschen wandelt. Es sei an die noch nicht gänzlich abgeschlossene Kontinentalverschiebung mit sich über Jahrmillionen erstreckenden, im Ergebnis drastischen Änderungen der Topografie erinnert. Im Bereich des Grossen Ostafrikanischen Grabens (Rift Valley) wird sich vermutlich irgendwann ein Teil Ostafrikas von der Masse des Kontinents lostrennen.

Im Verlauf der Erdwerdung gab es immer wieder Einschnitte in der Evolution des Lebens und der Gestaltung der Biotope. Es gab Warmzeiten gefolgt von Kaltzeiten mit jeweiligen Kulminationsperioden. Zurzeit könnten wir auf einen Warmzeitgipfel zusteuern, seit der so genannten industriellen Revolution gleichsam katalytisch gefördert durch ansteigende Belastungen der Umwelt, besonders durch Abgase. Neben dem Kohlendioxid darf u.a. ein zunehmender Ausstoss an Methan nicht ausser Acht gelassen werden. Nebenbei: Sind alle Kraftfahrzeuge auf Elektroantrieb (später einmal auf Wasserstoffantrieb?) umgerüstet, bleibt der Abrieb der Pneus immer noch ein Problem der besonderen Art.

Die Belastung der Ozeane und ihrer Nebenmeere durch Verminderung des Salzgehalts in der Folge eines vermehrten Zuflusses von abschmelzendem Gletschereis und nicht zuletzt durch den Eintrag von Plastikteilen mindern die ökologische Balance dieser Lebensräume erheblich.

Neuerdings wird viel über den Golfstrom berichtet, der für die Zufuhr erwärmter Wassermassen bis vor die norwegische Küste sorgt. Infolge raschen Abschmelzens des Polareises kommt es zu Änderungen der Wasserschichtung und einer damit verbundenen Abschwächung eines Wärmetransports. Bemerkenswert ist auch die mit geologischen Massstäben gemessen rasche Wanderung des magnetischen Südpols (z.Zt. in der Nähe des geografischen Nordpols) in südöstliche Richtung. Der magnetische Nordpol der Antarktis entfernt sich vom geografischen Südpol. Magnetfeldverschiebungen werden mit erhöhter vulkanischer Aktivität in Verbindung gebracht.

Was häufig nicht nur von der Politik zögerlich oder gar nicht wahrgenommen wird ist die rasch fortschreitende Vernichtung auch für den Menschen überlebenswichtiger Naturreservate, wie der Regenwälder tropischer Regionen. Als markante Beispiele seien Brasilien und Madagaskar genannt.

Zu allem Überfluss, könnten wir fast sagen, beherrscht seit geraumer Zeit eine Pandemie mit ständig neu auftretenden Varianten eines Virus die Erdbevölkerung.Einen gangbaren Weg durch das ständig anwachsende Dickicht der Ereignisse zu finden, die die Gegenwart so nachhaltig prägen, wird immer schwieriger.

Sich oft schlagartig ausbreitende Schädigungen ganzer Landstriche durch heftige Unwetter mit Überflutungen und Erdrutschen, geben Anlass über die künftige Gestaltung von Verkehrswegen nachzudenken. Hochbahnen mit traditionellem Gleissystem könnten die Städte miteinander verbinden. Magnetschienenbahnen wären schon allein aus energietechnischen Gründen zumindest für grosse Interkontinentalstrecken weniger geeignet.

In der Folge immer häufiger auftretenden instabilen Wetterlagen einschliesslich dem Wüten schwerer Stürme der Kategorien Orkan bzw. Tornado, könnten Alternativen zum Luftverkehr mit herkömmlichen Flugzeugen dienen. Trajekte in der Form wiederentdeckter, technisch optimierter Hovercrafts könnten die Ozeane überqueren. Auch ‘beschleunigte’ U-Boote der Superklasse bekämen eine Chance. Solche ‘Unterwassergeschosse’ hätten allerdings einen enormen, kaum zu bewältigenden Energieverbrauch.
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Schicken wir in nicht allzu ferner Zukunft Fachleute für ‘Ausbau und Sicherung von Verkehrswegen’ auf die Reise von Berlin zum Tagungsort Shanghai, über Kiew, Ashgabat, Islamabad, Xian, Wuhan. Das wären etwa 8400 km Luftlinie, für die Hochbahn gut 9200 km.

«next stop Ashgabat» verkündet die Anzeigetafel über der Abteiltür. Darauf folgt der in mehreren Sprachen abgefasste Nachsatz «Infolge einer technischen Störung kann die weitere Strecke nach Shanghai zurzeit nicht befahren werden». In der Empfangshalle der Station ist zu erfahren, dass ein Erdbeben der Stärke siebenkommazwei im Bereich von Xian zwei Tragpfeiler der Bahntrasse beschädigt hat.

Somit ist erneut ein Versuch die Natur mithilfe technischer Raffinessen zu überlisten fehlgeschlagen. Das ist der Tenor der Medien in den folgenden Tagen. Utopisten plädieren nun wieder für die Wiederbelebung der fast vergessenen ‘Hyperloops’, wobei raketenähnliche Gebilde mit wahnsinnigem Tempo durch ein Röhrensystem gleiten. Ob das System wohl erdbebensicher wäre?

Unsere Fachleute setzen ihre Reise nach Shanghai im gecharterten Flugzeug einer ‘Turkmenistan Airline’ fort. Sie erscheinen gerade noch rechtzeitig zur feierlichen Eröffnung des Kongresses über erdbebensicheres Bauen.

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.08.2021. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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