Heinz-Walter Hoetter

Vier verschiedene Kurzgeschichten für Kinder (und Erwachsene)

     1. Bellos Abenteuer

  1. Benno und sein Freund Humpelpummel

  2. Bruno und Karla auf gefährliche Entdeckungsreise

  3. Der Geisterautobus


***



1. Bellos Abenteuer


 

Es war an einem schönen Frühlingsmorgen, da kroch der Rehpinscher Bello munter und unternehmungslustig aus seiner kleinen, warmen Hundehütte und verließ still und leise durch das offen stehende Eingangstor heimlich den Hof seines Herrchens.

Als Bello eine Weile später auf einem kleinen Hügel stand, erblickte er vor sich plötzlich einen glänzenden Fluss, der kühl und verlockend aussah. Er kannte keine Angst vor dem feuchten Element und wasserscheu war er auch nicht. Deshalb rannte er laut kläffend vor Freude auf das träge dahinfließende Gewässer zu, sprang auch sofort vergnügt hinein und ließ sich ganz gemütlich abtreiben. Bellend grüßte er alle Tiere am vorbeiziehenden Ufer, denen er flussabwärts begegnete.

 

Während er so an grünen, saftigen Wiesen, an rauschenden Bäumen, weiten Äckern und dichten Wäldern vorbeiglitt, bemerkte Bello nicht, dass ihn die starke Strömung immer schneller mitriss. Er hatte jetzt jedes Zeitgefühl verloren und dachte auch nicht mehr an sein schönes Zuhause. Er genoss einfach nur die warme Sonne und schaute hinauf zu den weißen Wolken, die über ihn am tiefblauen Himmel wie kleine weiße Segelschiffchen dahinzogen.

 

Plötzlich kam ihm mit lautem Geschrei eine aufgeregte Möwe entgegen, die den Rehpinscher in geringer Höhe überflog und wie wild mit den Flügeln immer wieder in eine ganz bestimmte Richtung deutete.

 

Mhm, was ist denn das für ein komischer Vogel? So einen habe ich ja noch nie gesehen“, sagte Bello verwundert zu sich selbst und schwamm einfach munter weiter.

 

Irgendwann machte der breite Fluss eine scharfe Biegung und von einer Sekunde auf die andere öffnete sich vor Bellos Hundeaugen ganz plötzlich das offene, silbrig glitzernde Meer, das sich bis zum fernen Horizont erstreckte, wo gerade ein großer Ozeanriese mit dumpf dröhnender Schiffssirene durch die hohen Wellen stampfte.

 

Bei diesem Anblick bekam es der kleine Rehpinscher mit der Angst zu tun. So was kannte er nicht und außerdem drohte ihn die Strömung auf die offene See hinaus zu treiben. Sein kleiner Körper fing auf einmal an zu zittern und vor lauter Schreck versuchte der Rehpinscher, ganz schnell wieder ans Ufer zurück zu paddeln. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen die heftige Strömung, die allerdings einfach zu stark für ihn war, sodass er nichts mehr ausrichten konnte.

 

Hilflos trieb er jetzt schon in der Mitte der Flussmündung auf das vor ihm liegende, weite Meer zu. Ich werde bestimmt da draußen ertrinken oder von großen Fischen gefressen, dachte sich der Rehpinscher ängstlich und wollte sich seinem Schicksal schon willenlos ergeben.

 

Doch genau in diesem Augenblick tauchte neben ihm eine lange glatte Schnauze aus den sich immer höher auftürmenden Wellen hervor. Es war Nelli, der Delphin, der ihn mit großen, hilfsbereiten Augen mitleidig ansah.

 

Was machst du denn hier? Willst du vielleicht nach Amerika? Du bist aber ein sehr mutiger Hund. Schwimmt einfach hinaus aufs offene Meer und denkt sich nichts dabei. – Wie heißt du eigentlich?“ fragte Nelli den kleinen Hund bestimmt aber freundlich.

 

Ich heiße Bello, bin ein Rehpinscher und wollte doch nur einmal ein bisschen was von der Welt sehen. Aber jetzt bin ich wohl in Schwierigkeiten geraten und weiß nicht mehr, wie ich mir helfen soll“, jaulte der kleine Hund erbarmungswürdig vor sich hin.

 

Na ja, Bello, ich kann dich hier draußen ja nicht einfach so ertrinken lassen. Da hast du aber noch mal Glück gehabt. Wir Tiere müssen schließlich zusammenhalten. Klettere auf meinen Rücken und ich bringe dich sicher zurück...“

 

Als Bello mit freudig wedelndem Schwanz auf Nellis Delphinrücken saß, ruderte der auch schon mit kräftigen Flossenschlägen der starken Strömung entgegen flussaufwärts und brachte den immer noch zitternden Rehpinscher sicher an jene Stelle zurück, wo er am Flussufer so leichtsinnig ins Wasser gesprungen war.

 

Ich danke dir, lieber Nelli! Ohne dich wäre ich bestimmt mutterseelenallein auf hoher See elendig ertrunken. Du bist ein wahrer Freund! Ich werde dich nie vergessen.“

 

Nichts zu danken, Bello. Und sei das nächste Mal ein bisschen vorsichtiger. Abenteuer sind schön, aber mitunter auch sehr gefährlich.“

 

Nach diesen mahnenden Worten drehte sich der Delphin im Wasser des Flussufers langsam herum, tauchte unter und war im nächsten Moment in dem trübe dahinfließenden Fluten verschwunden. Eine Weile später war er wieder zu sehen und winkte Bello mit seiner breiten Schwanzflosse aus der Mitte des Strömung zu. Schließlich konnte man ihn nur noch als kleinen, springenden Punkt in der Ferne ausmachen.

 

Bello, der Rehpinscher, schaute ihm noch lange nach, dann rannte er so schnell er konnte zurück nach Hause.

 

Die hölzerne Gartentür stand immer noch weit offen, als er endlich da war. Vorsichtig schlich er zurück in seine kleine Hundehütte, legte sich erschöpft hin und schlief schon bald tief und fest ein. Unruhig zuckten seine vier dünnen Beinchen hin und her, denn Bello, der Rehpinscher, träumte gerade von seiner abenteuerlichen Reise auf dem großen Fluss und von Nelli, dem hilfsbereiten Delphin, der ihm das Leben gerettet und sicher zurück nach Hause gebracht hatte.

 

Wie sagt man doch so schön? Ach ja! Ende gut, alles gut!

 

 

©Heinz-Walter Hoetter

 

 

 

 

 

***


 


 

 

 

2. Benno und sein Freund Humpelpummel

 

 

Liebe Kinder!

 

Stellt euch mal vor, ihr wacht eines schönen Morgens auf und stellt fest, dass sich unter eurem Bett ein Monster befindet.

 

Was würdet ihr wohl in dieser Situation machen?

 

Nun, als Benno das Monster mit den roten Augen unter seinem Bett entdeckte, war er schon ein bisschen erstaunt, aber nicht sonderlich erschrocken.

 

Was machst du denn unter meinem Bett hier?“ fragte Benno das Monster, das ganz hinten in der Ecke saß und ihn nur stumm anblickte.

 

Ich wollte dich einfach nur erschrecken, Benno. Aber du scheinst ja ein richtig cooler Typ zu sein. Du hast wohl keine richtige Angst vor Monstern wie mich. Ich bin eben kein böses Monster, wie manch andere von uns.“

 

Warum sollte ich auch Angst vor dir haben?“ antwortete Benno und stieg aus seinem Bett.

 

Wie heißt du eigentlich? Wie ich heiße, das weißt du ja schon. Sag' mir also auch deinen Namen!“ sagte Benno zu dem Monster, das langsam unter seinem Bett hervor gekrochen kam, wo es doch ziemlich eng gewesen war.

 

Als das Monster mit den roten Augen vor Benno stand, war es nur ein wenig größer als er, was ihn schon ein wenig erstaunte, denn Monster müssen ja immer ganz, ganz groß sein, um die Leute erschrecken zu können.

 

Ich heiße Humpelpummel, das Monster mit den roten Augen“, antwortete dieser Humpelpummel etwas verschämt. „Die anderen Monster lachen immer über meinen komischen Namen und auch darüber, dass ich Kindern keinen richtigen Schrecken einjagen kann, wenn ich bei ihnen auftauche. Das macht mich echt so richtig unglücklich.“

 

Ach was!“ sagte Benno zu Humpelpummel, dessen Augen jetzt auf einmal gar nicht mehr so rot leuchteten als zuvor.

 

Du kannst hier in meinem Zimmer bleiben. Ich werde noch schnell zu meinen Eltern gehen und ihnen sagen, dass ich einen neuen Freund zum Spielen gefunden habe. Warte hier, bis ich wieder da bin!“

 

Die Eltern von Benno lagen an diesem Wochenende noch im Bett und schliefen.

 

Mama, Papa! Wacht auf! In meinem Zimmer ist ein Monster, das mit mir spielen möchte. Darf es hier bei uns bleiben? Bitte, bitte!“ rief Benno und machte mit seiner lauten ungemütlichen Schreierei seine Eltern wach.

 

Was ist los? In deinem Zimmer soll ein Monster sein, Benno? Schön für dich, Sohnemann. Geh' wieder zurück und lass' uns bitte noch ein bisschen länger schlafen! Wir haben die ganze Woche viel gearbeitet und möchten uns wenigstens am Wochenende ein wenig ausschlafen können. Nun mach' schon und lass' deinen neuen Freund, das Monster, nicht länger warten!“

 

Danke Mama!“ Benno rannte sofort wieder zurück in sein Zimmer, wo das Monster immer noch geduldig auf ihn wartete.

 

Meine Eltern haben wohl nichts dagegen, wenn du hier bleibst. Sie wollen nur ihre Ruhe haben und mal so richtig ausschlafen können. Also, was machen wir beide jetzt?“ fragte Benno das Monster.

 

Oh, da wüsste ich was. Ich lade dich ein, unser Monsterdorf zu besuchen, das gleich hinter dem großen Wald liegt. Wenn du ein Radel hast, fahren wir gleich dahin und du bist später wieder zurück, bevor deine Eltern wach werden und aufstehen“, sagte das Monster zu Benno.

 

Der war sofort begeistert, ging ganz leise mit seinem neuen Freund in die Garage, schnappte sich sein Fahrrad und beide verließen diese durch eine Hintertür.

 

Keine fünf Minuten später waren sie unterwegs und kamen schon bald im besagten Monsterdorf an.

 

Das Monster Humpelpummel stellte Benno sogleich seinen Eltern vor, die mit ihren übrigen Monsterkindern gerade am Tisch saßen und eine schleimige Regenwurmsuppe verteilten.

 

Ich möchte, dass ihr heute nichts stehen lasst. Ihr müsst alles aufessen, damit ihr mal so richtige, hässliche Monster werdet!“ ermahnte die Monstermutter ihre Monsterkinder. Alle fingen sofort damit an, ihre Suppe mit langen Zungen schmatzend aus dem Teller zu lutschen. Nur Benno verzichtete freundlich aber bestimmt auf die Schleimsuppe mit den Regenwürmern.

 

Nach dem Essen nahm Humpelpummel Benno mit nach draußen vors Haus, wo ein grüner Monsterdrache dösend in der Sonne stand.

 

Kommt alle her! Wir steigen auf den Drachen und und fliegen mit ihm über Bennos Haus. Alle aufsteigen und gut festhalten!“ rief Humpelpummel zu seinen Monster-Geschwistern. Benno durfte extra ganz nach vorne steigen und musste sich an einem Drachenzacken festhalten. Mit heftigem Flügelschlag erhob sich der grüne Drache bald in die Luft und nahm Kurs auf Bennos Haus.

 

Schau mal! Da unten steht euer Haus. Da ist das Fenster von deinem Zimmer!“ rief Humpelpummel aufgeregt und deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger seiner rechten Hand nach unten.

 

Benno war total überrascht. Noch nie hatte er das Haus seiner Eltern von oben gesehen. Es war einfach überwältigend. Der Drache flog noch ein paar Runden, bevor er über den großen Wald in Richtung Monsterdorf zurück flog, wo er auf einer weiten Wiese landete.

 

Benno spielte noch den ganzen Tag mit seinen neuen Freunden zusammen, die alle kleine Monster waren, aber besonders zu ihm sehr nett waren.

 

Erst dann, als die Sonne schon unterging, machte sich Benno auf dem Weg nach Hause. Er verabschiede sich von den freundlichen Monstern, setzte sich auf sein Fahrrad und fuhr davon. Ein paar Mal schaute er noch winkend zurück und rief ein letztes Mal:

 

Ihr könnt mich mal alle besuchen kommen! Und wenn Humpelpummel Lust hat, darf er sich auch wieder unter mein Bett legen. Ich schaue dann ab und zu nach, ob er da ist. Ich würde mich sehr freuen, mein lieber Freund.“

 

Dann war Benno auch schon im nächsten Augenblick hinter einem Hügel verschwunden.

 

***

 

Benno lag noch im Bettchen, als seine Mutter herein kam und ihn dazu aufforderte, endlich aufzustehen. Sie wollten nicht ohne ihn zusammen frühstücken und Vater würde schon unten am Tisch sitzen.

 

Als Benno endlich soweit war, erzählte er von seinem Traum, den er einfach nicht vergessen konnte.

 

Ja ja, wir wissen davon Benno. Auf einmal hast du uns mitten in der Nacht wach gemacht und noch ganz schläfrig etwas von einem Monster gemurmelt. Ich habe dich wieder ins Bett zurück gebracht, wo du dann weiter geschlafen hast. Aber jetzt wird bitte erst mal gefrühstückt, mein Junge! Von deinem Traum mit dem Monster kannst du uns nachher mehr erzählen“, sagte die Mutter und reichte ihm eine Scheibe Brot mit feiner Erdbeermarmelade rüber, die Benno besonders mochte.

 

 

 

(c)Heinz-Walter Hoetter

 

 

***

 

 

 

3. Bruno und Karla

auf

gefährliche Entdeckungsreise


 

Auf einem großen Dorfteich schwamm friedlich eine kleine Entenfamilie an einem von dichtem Schilf bewachsenen Ufer entlang.

„Bleibt immer schön bei mir!“ rief die Entenmutter Henriette besorgt ihren kleinen Küken zu, die ziemlich ausgelassen überall herumtollten. Sie wussten eben noch nichts von den vielen Gefahren, die überall lauerten.

Die kleinen Küken flitzten blitzschnell über das Wasser und waren sehr neugierig. Alles mussten sie anschauen und genau untersuchen. Es gab ja auch viele interessante Dinge zu sehen. Bald waren einige von ihnen im hohen Schilf verschwunden, denn hier war es wirklich sehr aufregend, jedenfalls aufregender, als auf dem offenen Teich. Es gab eine Menge zu entdecken. Alles war neu und unbekannt für die kleinen süßen Schnatterer.

Eine Riesenlibelle flog auf einmal heran, setzte sich nur einen Moment später auf einen großen Stein ganz in der Nähe des Teichufers und wollte sich offenbar dort ausruhen und wärmen.

Karla, das jüngste Entenküken, war ihrem etwas größeren Bruder Bruno mit ins dichte Schilf gefolgt, obwohl es die Mutter den beiden ausdrücklich verboten hatte. Trotzdem war sie ihrem Bruder einfach gedankenlos hinterher geschwommen. Jetzt beobachtete sie mit ihm zusammen fasziniert die große Libelle auf dem nassen Stein, wo sich plötzlich noch eine zweite, etwas kleinere, hinzugesellte.

„Schau mal Bruno, da sitzen zwei Libellen auf dem Stein gleich hinter dem Schilf. Ich glaube, sie wohnen alle hier am Ufer unseres Dorfteiches. Es wimmelt überall nur so von anderen Tieren. Das finde ich wirklich toll. Komm mit, wir schauen uns die beiden aus der Nähe an“, rief sie ihrem Bruder zu und schwamm weiter zum Ufer. Karla wollte sich eben immer alles ganz genau anschauen.

Die beiden Libellen kümmerten sich überhaupt nicht um die neugierigen Entenküken, als sie ganz dicht neben dem Stein in unmittelbarer Nähe des Ufers herumschwammen.

 

Plötzlich tauchte ein dunkler Schatten über Bruno und Karla auf.


Als beide erschreckt nach oben schauten, blickten sie genau in das geöffnete Maul eines Fuchses, der die beiden Küken anscheinend schon eine ganze Weile aus sicherer Entfernung beobachtet hatte. Jetzt war die Gelegenheit für ihn günstig gewesen, um seine Beute zu fangen, um sie zu fressen.

„Ein Fuchs, ein Fuchs!“ piepste Karla ängstlich und schrie laut um Hilfe. Aber Bruno hatte schon längst in allerhöchster Panik die Flucht ergriffen und war schnell wie eine Rakete zurück durch das dichte Schilf zu seinen Eltern geschwommen. Karla war auf einmal ganz allein und auf sich gestellt.

 

Der Fuchs wird mich fressen, dachte sie in Todesangst und schloss innerlich schon mit ihrem Leben ab.

Sie kniff ihre beiden Äuglein zu und ergab sich ihrem Schicksal. Doch es tat sich nichts. Im nächsten Augenblick hörte Karla ein lautes Bellen, das schnell näher kam.

 

Flocki“, der braune Langhaardackel, näherte sich mit riesengroßen Sprüngen dem Dorfteich und verjagte mit wildem Gebell den frechen Fuchs, der sofort Reißaus nahm und mit eingeklemmten Schwanz Zähne knirschend das Weite suchte.

Schon kamen auch Henriette und ihr Entenmann Fridolin wild flatternd herbeigeflogen. Bruno und die anderen Geschwister waren bei ihnen.

„Was haben euch eure Eltern denn beigebracht? Ihr solltet doch alle immer in unserer Nähe bleiben und dicht hinter uns her schwimmen. Überall lauern Gefahren in der Gegend. Der Fuchs hätte Karla und Bruno beinahe geschnappt und gefressen, wenn der mutige Flocki nicht gekommen wäre. Lasst euch das eine Warnung sein! Nur wenn ihr bei eurem Vater und mir bleibt, habt ihr auch eine Chance hier draußen zu überleben“, sagte Mama Ente mit mahnender Stimme.

Alle Entlein nickten fast gleichzeitig mit dem Kopf und schnatterten wild durcheinander. Sie wollten ab jetzt immer ganz dicht bei ihren Eltern bleiben, denn es war wirklich sehr gefährlich, alleine und schutzlos ohne Eltern irgendwo hin zu schwimmen, auch wenn es noch so verlockend war, die die nähere Umwelt zu erkunden.

 

Karla und Bruno schmiegten sich jetzt ganz nah an ihre Mutter, die ihre beiden Küken mit dem Schnabel zärtlich durchs Gefieder streichelte. Die ganze Entenfamilie freute sich, dass alles noch einmal gut ausgegangen war.


©Heinz-Walter Hoetter

 

 

 

***

 

 

4. Der Geisterautobus


 

In einer halbverfallenen Scheune sah man einen alten Geisterautobus stehen, der jedes Mal um Mitternacht zum Leben erwachte. Dann hatte er Geister und Gespenster an Bord, die miteinander fröhlich lachten und zu allerlei dummen Späßen aufgelegt waren.

Ja, der große Geisterautobus war herrlich anzusehen, denn er hatte sich verwandelt und stand da wie neu. Ein Phantom-Busfahrer saß am Lenkrad, der betagte Dieselmotor brummte zuverlässig vor sich hin und aus dem Auspuff trat dicker weißer Rauch heraus.

Wir fahren los!“ rief der Busfahrer seinen gut aufgelegten geisterhaften Fahrgästen zu und setzte sein durchsichtiges Fahrzeug langsam wild hupend in Bewegung. Hinaus ging es zum geschlossenen Scheunentor, das er ohne Schwierigkeiten einfach durchfuhr, als wäre es nicht da. Na klar, es war ja schließlich auch ein Geisterautobus.

Auf den vorderen und mittleren Sitzplätzen kreischten die Geister und Hexen, ganz hinten, vor der großen Heckscheibe, kauerten Monster, Vampire und Kobolde.

Draußen war es stockdunkel. Nebel war aufgezogen und die Scheinwerfer des Geisterautobusses fingerten wie dürre Skeletthände durch die trübe Nacht.

Der Wagen war gruselig anzusehen – an den großen Fenstern saßen gespenstige Gesichter, die Räder drehten sich lautlos herum und blieben niemals stehen. So raste der Gespensterbus durch die nebelige Nacht und verschwand in einem finsteren Wald. Ein Käuzchen rief und flog erschreckt davon.

Würde jemand von euch, wenn der Geisterbus anhielte, sich hinzugesellen zu dem unheimlichen Spuk?

Gewiss nicht!

Bestimmt versteckte sich jeder im letzten Eck seines Hauses und würde solange warten, bis der alte Geisterautobus wieder verschwindet.

Ja, es stimmt. Wir haben nämlich alle Angst vor Geister und Gespenster.

Aber das macht auch nichts, denn am nächsten Morgen, noch bevor der neue Tag herauf dämmerte, stand der alte Autobus wieder in der halb verfallenen Scheune und rostete traurig vor sich hin.

Aber es würde bald wieder Mitternacht werden. Dann ging der ganze Spaß wieder von vorne los.



(c)Heinz-Walter Hoetter

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.11.2021. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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